forschung & lehre 57 für die alltäglichen sorgen und nöte eines promovenden hat. zum ande- ren sind die betreuer der dissertation von großer bedeutung. vor allem an den theoretischen und empirischen knackpunkten einer solchen arbeit, die einen oft wochenlang beschäfti- gen, können sie wichtige sparrings- partner sein. gab es noch ein leben neben pro- motion und arbeit? ich glaube, dass ein ausgleich zur pro- motion wie etwa durch sport not- wendig ist. wenn man promoviert und parallel arbeitet, muss einem aber vor beginn klar sein, dass die notwendige arbeit für die disserta- tion getan werden muss – egal wann. ich kenne eigentlich niemanden, der nicht von vollen tagen und nächten des promovierens berichten kann (lacht). wenn man für sein thema brennt und die umstände passen, erarbeitet man sich in dieser zeit aber auch viele momente des persönlichen glücks – etwa, wenn man tief in der nacht eine idee für die lösung eines problems hat, das einen seit wochen umtreibt. würden sie sich noch einmal für eine promotion entscheiden? ich weiß aus gesprächen mit vielen anderen, dass sich kein promovend mit der antwort auf diese frage leichttut. für mich persönlich kann ich sagen, dass ich die viele zeit und mühe, die in meiner dissertation ste- cken, beinahe schon vergessen habe. der blick auf die publizierte fassung meiner doktorarbeit erfüllt mich mit dem stolz, eine lebensaufgabe, die ich mir selbst gestellt habe, erfolgreich beendet zu haben. insofern kann ich sagen, dass ich mir das durchaus noch einmal vorstellen könnte, wenn das thema mich wirklich interessiert. welchen rat geben sie promotions- interessierten? ich glaube, dass eine promotion eine der größten persönlichen herausfor- derungen ist, der man sich stellen kann. aus diesem grund ist man sich zunächst einmal selbst die größte unterstützung und behinderung zu- gleich. es ist wichtig zu lernen, wie man sich motiviert und diszipliniert. und es ist ähnlich wie im sport: für ein gutes ergebnis muss man hier und da über seine grenzen gehen. darü- ber sollte man sich bewusst sein. ich rate jedem promotionsinteressierten deshalb, sich vor beginn mit perso- nen auszutauschen, die diesen weg gegangen sind. auch ich habe mir auf diese weise viele anregungen, tipps und unterstützung geholt. ich bin überzeugt, dass man einen weg zur promotion findet, wenn man das wirklich will. diese aussage treffe ich als fachhochschulabsolvent ganz be- wusst. man sollte sich nicht einreden lassen, dass man aufgrund dieses eingeschlagenen bildungsweges für eine promotion grundsätzlich weni- ger tauglich ist, als eine person mit universitätsabschluss. sicherlich hat man aber typischerweise vor allem im hinblick auf die empirie mehr arbeit vor sich, da die ausbildung an fachhochschulen oft noch nicht darauf abzielt. wie sehen ihre beruflichen zukunfts- visionen aus? die zeit in der wissenschaft, die ich mit forschung, transfer und lehre verbracht habe, möchte ich nicht missen. ich bin dennoch sehr glücklich, mein know-how nun bei der bridgingit gmbh, einer mittel- ständischen it-beratung, in der pra- xis einbringen zu können. ich lerne enorm viel über digitalisierung und ihre umsetzung. ich habe mich als betriebswirt ganz bewusst dafür entschieden, weil ich glaube, dass alle lebensbereiche in zukunft noch viel stärker von hard- und software geprägt sein werden. gerade digitale geschäftsmodelle, die heute sehr ge- fragt und viel diskutiert sind, zeigen das. nach meiner überzeugung ist also für die zukunft unabhängig von der profession ein it-basiswissen für eine erfolgreiche berufliche entwick- lung unerlässlich. warum haben sie sich für eine fh und nicht für eine uni entschieden? für mich waren zwei faktoren ent- scheidend. erstens wollte ich ein möglichst stabiles umfeld für mei- ne promotionszeit. dazu zählt eine hohe verlässlichkeit der direkten betreuer. da ich herrn professor dr. rainer völker bereits aus meiner zeit des masterstudiums und betreuer meiner abschlussarbeit kannte, habe ich mich mit ihm als zweitbetreu- er von anfang an gut, kompetent und direkt vor ort begleitet gefühlt. zweitens wollte ich eine möglichst hohe verlässlichkeit für den pro- motionsprozess. da die koopera- tion mit der steinbeis-hochschule bereits etabliert war, habe ich mich auch an dieser stelle – und meinem erstbetreuer professor dr. andreas aulinger – gut aufgehoben gefühlt. meine entscheidung zu einer koope- rativen promotion war also weder eine für eine fachhochschule, noch eine gegen eine universität. sie war vielmehr eine rationale entscheidung für mich selbst. da haben wir den betriebswirt wieder (lacht). vielen dank für das gespräch! interview: janina kaiser