Forschung & Lehre 55 ) x o b r u o l o C : d l i B ( in ein Führungsteam einbringen. In diesem Zusammen- hang führen verschiedene Publikationen an, dass Frauen verbal versierter, prozessorientierter und weniger riskant agierten als ihre männlichen Kollegen. Männern hingegen werden insbesondere in Bezug auf Durchsetzungskraft, Aufgabenorientierung und räumliches Vorstellungsver- mögen spezifische Stärken zugeschrieben. Entsprechend verfügen geschlechterheterogene Führungsteams über eine größere Vielfalt an Informationen, Perspektiven und Kompetenzen. Dies kann sich insbesondere bei der Bewältigung wechselnder Herausforderungen in kom- plexen Unternehmensumwelten als vorteilhaft erweisen. Empirisch ist der Zusammenhang zwischen geschlech- tergemischten Führungsteams und Unternehmenserfolg jedoch recht ernüchternd. So identifizieren verschiedene Studien positive, negative und nicht signifikante Effekte. Die Befundlage ist somit inkonsistent. Abhilfe schaffen sogenannte Meta-Analysen. Diese integrieren und analy- sieren systematisch die Ergebnisse vieler Einzelstudien. Die durch Meta-Analysen erzielten Erkenntnisse sind somit ungleich belastbarer und aussagekräftiger. So kommen Bowers/Pharmer/Salas (2000) in ihrer Meta-Analyse von 13 Studien zur Wirkung von Diversity auf Teamebe- ne zu dem Ergebnis, dass die ermittelten Effektgrößen zu klein sind, um tragfähige Schlüsse zur Wirkung von Gender Diversity auf Performanz zuzulassen. Ebenfalls in einer Meta-Analyse werten Webber/Donahue (2001) 24 Studien zu Diversity auf Teamerfolg aus und kön- nen ebensowenig einen signifikanten direkten Effekt von Gender Diversity feststellen. Zum gleichen Ergebnis kommen Joshi/Roh (2009) in ihrer Meta-Analyse von 39 Studien. Es lässt sich daher feststellen, dass viele der existierenden Meta-Analysen somit keinen signifikant positiven Zusammenhang zwischen Gender Diversity und Organisationserfolg bestätigen können, zumindest keinen direkten. Ist die Wirkung des Zusammenhangs zwischen geschlechtergemischten Führungsteams und Unternehmenserfolg damit beantwortet? Nein! Denn ein genauerer Blick auf die empirische Befundlage deu- tet an, dass ein indirekter Zusammenhang zu existieren scheint. Brammer/Millington/Pavelin (2009) konnten beispielsweise nachweisen, dass sich die Präsenz von Frauen in Führungsgremien vor allem in Unternehmen mit engem Kontakt zum Endverbraucher positiv auf die Unternehmensreputation auswirkt. Die Branchen- zugehörigkeit des Unternehmens moderiert somit den Zusammenhang. Andere Studien im Personalmanage- ment zeigen, dass sich hoch qualifizierte Frauen bei der Jobsuche deutlicher von Unternehmen angesprochen fühlen, wenn der potentielle Arbeitgeber glaubwürdig Maßnahmen zur Frauenförderung einsetzt. Somit stei- gern die Unternehmen ihr „Humankapital“, und es ist anzunehmen, dass die so geförderten und motivierten Frauen in der Unternehmenshierarchie aufsteigen und einen nachhaltigen Beitrag zum Erfolg leisten. Fazit Führungsteams einfach geschlechtergemischt zu be- setzen und dann zu glauben, dies würde den Unterneh- menserfolg automatisch steigern, ist naiv und empirisch nicht haltbar. Dies steht jedoch nicht im Widerspruch zu einer gezielten Frauenförderung, insbesondere im Hinblick auf die Besetzung von Führungspositionen. Wie die Ausführungen zeigen, spricht viel dafür, dass Gender Diversity Unternehmen einen wirtschaftlichen Nutzen bringt, auch wenn dieser eher auf indirekte Wirkmechanismen zurückzuführen ist. Insofern ist eine verstärkte Beschäftigung mit dieser wichtigen Thematik begrüßens wert – aus wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Perspektive. Literatur Bowers, Clint A./Pharmer, James. A./Salas, Eduardo (2000). When Member Homogeneity is Needed in Work Teams. Small Group Research, Vol. 3, 305-327. Brammer, Stephen/Millington, Andrew/Pavelin, Stephen (2009). Corporate Reputation and Women on the Board. British Journal of Management, Vol. 20, 17-29. Joshi, Aparna/Roh, Hyuntak (2009). The role of context in work team diversity research: A meta-analytical review. Academy of Management Journal, Vol. 52, 599-627. Webber, Sheila S./Donahue, Lisa M. (2001). Impact of highly and less job-related diversity on work group cohesion and performance: a meta-analysis. Journal of Management, Vol. 27, 141-162. Prof. Dr. Stephan Weinert Professur für Internationales Personalmanagement Tel. 0621/5203-131 stephan.weinert@hwg-lu.de