Im Interview 89 SPEKTRUM: Sie haben zu Beginn Ihrer Karriere eine Bankausbildung gemacht. Was hat Sie dazu bewogen, sich anschließend für ein Studium an der Universität in Trier einzuschreiben? Stefanie Hehn-Ginsbach: Die Bankausbildung hat mir sehr viel Freude bereitet und mir gezeigt, wie spannend die Wirtschaft und vor allem die Finanzmärkte sind. So stand für mich sehr schnell fest, dass dies meine beruf- liche Heimat werden soll. Für das Studium der Betriebs- wirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt „Geld, Kredit, Finanzierung“ an der Universität in Trier habe ich mich entschieden, um das notwendige theoretische Rüstzeug zu erlernen und mich vertieft mit den Mechanismen der Finanzmärkte auseinanderzusetzen. An der Ausrichtung des BWL-Studiums der Universität hat mir dabei beson- ders zugesagt, dass es recht mathematisch geprägt ist und zugleich soziologische Komponenten interdisziplinär einbezieht. Zudem wollte ich die Zusammenhänge an den Märkten und in den Banken noch besser verstehen lernen. Dazu war das Studium äußerst hilfreich. Ich denke auch, dass mir das Studium in meiner Persönlichkeitsentwick- lung geholfen hat, insbesondere in den Bereichen Eigen- ständigkeit, Eigenverantwortlichkeit, Selbstbewusstsein, Selbstreflexion und sich intensiv mit einer Thematik, auch kritisch und unter Berücksichtigung mehrerer Aspekte, auseinandersetzen zu können. Wenn Sie Ihr eigenes Studium in drei Worten beschreiben müssten, welche würden Sie wählen? Zwei Worte kommen mir gleich in den Sinn: „Spannend“ und „motivierend“, das Erlernte in der Praxis anwenden zu können. Es war sehr interessant und gab Energie, wenn einem an der ein oder anderen Stelle ein Licht aufgegan- gen ist und man Zusammenhänge verstanden hat. Als drittes „frei“. Es gab zuvor keine Lebensphase, und ich denke auch später nicht, in der ich so selbstbestimmt entscheiden konnte, welche Kurse oder Vertiefung wähle ich, wie viel Zeit investiere ich in das Studium, wie schnell möchte ich den Abschluss erreichen, mit wem gründe ich Lerngruppen, an welchem Lehrstuhl bringe ich mich ein. Wenn man wollte, konnte man das „frei“ auch als „zielorientiert“ gestalten. Mit klarem Fokus konnte ich mich beispielsweise sehr zielorientiert auf mein beruf- liches Ziel, Fondsmanagerin zu werden, vorbereiten und mir die notwendigen Qualifikationen aneignen. Erinnern Sie sich an eine interessante Anekdote aus Ihrer eigenen Studienzeit? Aus dem Studium nehme ich viele prägende und auch sehr lustige Begebenheiten und Erfahrungen mit. Es hat also eine Menge Lebenserfahrung gebracht, ein tolles Netzwerk und wirklich gute Freundschaften. In der aller- ersten Studienwoche, der Einführungswoche für Erstis vor dem eigentlichen Studienbeginn, hatte die Fachschaft Wirtschaft eine Kneipentour durch die Trierer Innenstadt organisiert. Daran habe ich teilgenommen, da ich es eine gute Idee fand, möglichst viele meiner Kommilitonen in lockerer Atmosphäre kennenzulernen. Wir trafen uns alle am Hauptmarkt, und noch beim Warten auf die Gruppe lernte ich eine Kommilitonin kennen, die mir sofort sympathisch erschien. Wir standen zufällig ne- beneinander. Wir haben uns so in das Gespräch vertieft und fanden immer mehr Gemeinsamkeiten, so dass wir beide uns den ganzen Abend schließlich nur miteinander unterhielten. Damit war zwar mein eigentliches Ziel, möglichst viele meiner Kommilitonen kennenzulernen verfehlt, jedoch hat sich aus diesem ersten Kennenlernen eine Freundschaft nicht nur für die Dauer des Studiums, der Promotion, sondern fürs Leben entwickelt. Wir teil- ten nicht nur das gesamte Grundstudium, wählten die identische Fächerkombination im Hauptstudium (und dabei war die Spezialisierung „Geld, Kredit, Finanzierung“ aufgrund des hohen Anspruchs nur von wenigen Studie- renden pro Semester gewählt), sondern promovierten auch noch zeitgleich, wenn auch an unterschiedlichen Universitäten. Birgit wurde sogar meine Trauzeugin, und bis heute treffen sich unsere kompletten Familien immer gerne und regelmäßig. Auch sie hat sich übrigens für die Lehre entschieden und arbeitet an der HTW Saar. Meine anderen Kommilitonen habe ich dann dennoch nach und nach kennengelernt, und auch hierüber haben sich nachhaltige Kontakte und Freundschaften entwickelt. Seit diesem Semester sind Sie als Professorin in Lud wigshafen. Wieso haben Sie sich für diesen neuen Kar riereabschnitt entschieden?