Aktuell 27 re Talente setzen. Viele tolle Persönlichkeiten haben in den letzten Jahren Aufgaben übernommen und zeigen damit, dass man sich beruflich an der Hochschule gut entwickeln kann. Was hätten Sie gerne vor der Amtsübergabe noch „ge schafft“? Es wäre mir ein Anliegen gewesen, in der Weiterentwick- lung unseres Hochschulentwicklungsplanes, der formal 2020 ausgelaufen ist, weiter voranzukommen. Durch die Corona-Pandemie ist leider eine Reihe von strategischen Entwicklungsprozessen deutlich gebremst worden. Gerne hätte ich die Forschungs- und Transferstrategie, eine Weiterbildungsstrategie und die Weiterentwicklung eines Finanzsteuerungssystems in trockenen Tüchern gesehen. Aber die drei Themenfelder sind angeschoben oder stehen sogar vor einer Finalisierung. Und das muss man, wenn man aus dem Amt scheidet, dann auch so akzeptieren. Und ganz ehrlich hätte ich mir gewünscht, dass ich mich in meinen letzten Monaten in direkten Begegnungen von all den Menschen verabschieden könn- te, für die ich über so viele Jahre Verantwortung tragen durfte. Wenn die Corona-Pandemie etwas Gutes hat, ist es die Spürbarkeit, wie wichtig uns allen die persönlichen Begegnungen und der direkte Austausch sind. Und ich denke, nach der Pandemie braucht es dann eine bewusste und gleichermaßen neue Kultur des Analogen als Kontrast zur beschränkten Dimensionalität des Digitalen. Gibt es schon konkrete Pläne für die Zeit „danach“ – privat und beruflich? Es ist ja bekannt, dass ich nach der Präsidentschaft wieder das machen möchte, was ich vorher gemacht habe, näm- lich als Professor tätig zu sein. Aus manchen Reaktionen konnte ich entnehmen, dass dies womöglich als unge- wöhnlich angesehen werden kann. Ich sehe das nicht so. Denn Wahlämter in Selbstverwaltungen sind Mandate auf Zeit, und damit ist ein Wechsel etwas Normales. Und mit meinem Kollegen Wolfgang Anders, der Vorgänger im Präsidentenamt war, gibt es ja an unser Hochschule ein tolles Vorbild, wie die Rückkehr in die Lehre überzeugend vonstattengehen kann. Ich werde nach dem Ausscheiden aus dem Amt allerdings zunächst einmal in die rechtlich eingeräumte Ausklingphase eintreten. Und das gibt mir dann auch die Möglichkeit, neben den wissenschaftli- chen Aktivitäten stärker als in den letzten zwölf Jahren meinen Fokus auf die Familie zu richten, wo ich mich auf das zweite Enkelkind freuen darf. Was nehmen Sie aus dieser Leitungsaufgabe für sich mit? Das ist eine gute und wichtige Frage, mit der man sich in einem Amt, das einen eigentlich bis zur letzten Minute sehr fordert, wohl erst nach dem Ausscheiden so richtig befassen kann. „Bitte nicht um eine leichte Bürde, bitte um einen starken Rücken.“ Mit diesem Sinnspruch von Theodore Roose- velt bin ich 2010 für mich ins Amt gegangen. Denn ich wusste, da kommt etwas Herausforderndes auf mich zu, das mich auch an meine Grenzen bringen kann. Und so richtig diese Vermutung war, so klar ist mir heute in der Rückbetrachtung, dass es eine andere gedankliche und emotionale Ausrichtung war, die mich auf dieser Reise gerade auch nach Rückschlägen persönlich geprägt hat. Diese könnte man umschreiben mit: Lasse dich auf Dinge ein und verliere nicht das Gefühl dafür, was dir und an- deren wichtig ist und Freude bereitet. Und insofern war mir jenseits der Bürde des Amtes immer bewusst, dass mir diese große Aufgabe auch große Freude bereitet. Und ich denke und hoffe, man konnte das auch spüren. Was ich gerne auch für mich persönlich und in meiner Berufsrolle mitnehme ist, dass meine Überzeugung, wie man Menschen führt, richtig zu sein scheint. Nämlich mit Haltung, Wertschätzung und dem Bewusstsein, dass es auf das Team ankommt. An der Schnittstelle zum nächsten Abschnitt spüre ich große Demut hinsichtlich dessen, was mir in den letzten zwölf Jahren vergönnt war. Und daher möchte ich einen herzlichen Dank aussprechen gegenüber allen, die mich wirklich sehr unterstützt haben. Der wunderbaren Person, die über all die Jahre eng mit mir zusammengearbeitet und das Präsidialbüro und mich so wunderbar organisiert hat, gilt mein besonderer Dank, und zwar Sabine Tarulli. Ihnen alles Gute und vielen Dank für das Gespräch! Interview: Elena Wassmann