Projektbeschreibung
Aufgrund verschiedener Faktoren, ist ein Engpass an Fachkräften in den Pflegeberufen schon aktuell oder zu erwarten (Castello, Dalichau, Lauxen & Schäfer, 2017). Außerdem zeichnen sich bei der Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung zunehmende Engpässe ab, insbesondere in ländlichen Regionen (Feiks, 2017). Gleichzeitig steigt der Bedarf an medizinischen und pflegerischen Dienstleistungen in Rheinland-Pfalz stark an, wie ein Beispiel verdeutlicht: Als eine Folge des demografischen Wandels gehen aktuelle Prognosen des Statistischen Landesamts Rheinland-Pfalz für 2060 von über 100.000 mehr pflegebedürftigen Menschen in Rheinland-Pfalz aus – dies entspricht einer Steigerung um 89% (Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, 2017). Um der drohenden Unterversorgung der Bevölkerung in ländlichen Gegenden mit medizinisch-pflegerischen Dienstleistungen entgegenzuwirken, sind neue Lösungsansätze notwendig.
Das Teilprojekt EB – „Pflege und Gesundheit“ an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen stellt sich diesen Herausforderungen. Innerhalb der ersten Projektförderphase von Oktober 2014 bis Januar 2018 stand zunächst eine umfassende Bedarfserschließung im Vordergrund. Hierzu wurden vorhandene Daten in Bezug auf den Ist-Stand, zum Aus- und Weiterbildungsangebot sowie zum Fachkräftebedarf im Bereich Pflege und Gesundheit erhoben. Außerdem wurde die nationale und internationale Literatur zu Advanced Nursing Practice (ANP) recherchiert und ausgewertet, Im Rahmen der empirischen Bedarfserhebung zu Gesundheitsversorgung, Personalentwicklung und lebenslangem Lernen erfolgten umfangreiche quantitative und qualitative Befragungen unter Studierenden pflegebezogener Studiengänge in Rheinland-Pfalz, unter Pflegefachpersonen und Pflegedienstleitungen in ambulanten Pflegediensten sowie unter Hausärzt_innen in der Modellregion Westpfalz. Hierauf aufbauend wurden Grundlagen der Angebotsentwicklung definiert und Qualifikationsszenarien für eine erweiterte gemeindenahe Pflegepraxis entwickelt.
Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnisse erfolgte die Entwicklung von wissenschaftlichen Bildungsangeboten in Form von weiterbildenden Zertifikatskursen Diese wurden eng am Bedarf orientiert und auf die Bedürfnisse von berufstätigen Pflegefachpersonen in der ambulanten Pflege zugeschnitten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen Zertifikatskurse zu Versorgungsstrategien und psychosoziale Unterstützung für ein Leben mit Demenz zu Hause, Interprofessionelle Kommunikation in gemeindenaher Gesundheitsversorgung, Beraten, Informieren und Schulen in der Pflege und das Zertifikatzu Ethik und Recht in gemeindenaher Gesundheitsversorgung vor.
In der zweite Förderphase des Teilprojekts EB – „Pflege und Gesundheit“ von Februar 2018 bis Juli 2020 folgte die konkrete Ausgestaltung sowie Erprobung, Evaluation und Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Bildungsangebote. Durchgeführt wurde eine vollständige Erprobung von zwei Zertifikatskursen sowie die Teilerprobung von ausgewählten Veranstaltungen im Blended Learning-Format aus zwei weiteren Angeboten. Darüber hinaus wurden Konzepte zur Öffentlichkeitsarbeit erarbeitet und die Zielgruppenerreichung evaluiert. Schließlich wurde die Umsetzung erweiterter beruflicher Rollen in der ambulanten Gesundheitsversorgung im Rahmen eines partizipativen Forschungsprojekts unter Beteiligung von Pflegefachpersonen und Pflegedienstleitungen sowie Hausärzt_innen und pflegenden Angehörigen unterstützt.
Nachweise:
Castello, M.; Dalichau, D.; Lauxen, O.; Schäfer, L. (2017): Berichte aus der Pflege - Gutachten zum Fachkräftebedarf in den Gesundheitsfachberufen in Rheinland-Pfalz. Ergebnisse aus dem Landesprojekt „Branchenmonitoring und Ausbildungsbedarf Gesundheitsfachberufe Rheinland-Pfalz 2015“ einem Projekt im Rahmen der “Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative Gesundheitsfachberufe“ des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz (Nr. 31). Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK), Zentrum der Goethe-Universität Frankfurt a.M. Download
Feiks, A. (2017): Ist-Standerhebung zum Aus- und Weiterbildungsangebot und zum Fachkräftebedarf im Bereich Pflege und Gesundheit. Arbeits- und Forschungsberichte aus dem Projekt EB – Bildung als Exponent individueller und regionaler Entwicklung (11). Ludwigshafen am Rhein: Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Download
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2017): Rheinland-Pfalz 2060 – Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Pflegebedarf (Basisjahr 2015) (Statistische Analysen). Download