"Soziale Arbeit als Ort der Politischen Bildung" - so lautete der Titel einer Tagung, die vom 22. bis 23. November an der Technischen Hochschule Köln stattfand. Eingeladen hatten der am dortigen Institut für Kindheit, Jugend, Familie und Erwachsene angesiedelte Forschungsschwerpunkt Nonformale Bildung, in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit sowie der Gesellschaft für Politikdidaktik und politische Jugend- und Erwachsenenbildung.
Gleich mehrere Lehrende aus dem Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen der HWG Ludwigshafen konnten sich mit eigenen Programmangeboten in die Tagung einbringen. So erhielten Norman Böttcher, Vertretungsprofessor für Sozialarbeitswissenschaft am Fachbereich und der Sozialökonom Prof. Dr. Jörg Reitzig, Leiter des Masterstudiengangs Soziale Arbeit, seitens der Veranstalter*innen die Möglichkeit, am zweiten Konferenztag ein thematisches Panel anzubieten. Darin wurde die Frage, was Soziale Arbeit als Ort der Politischen Bildung und demokratischen Engagements ausmacht, aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Angesiedelt im Themenfeld „Politische Bildung, politisches Handeln und professionsbezogene Solidarität von Fachkräften Sozialer Arbeit“ der Konferenz ging es dabei um die dialektischen Zusammenhänge von Verhalten und Verhältnissen und um die These, dass Verteilungsfragen, Interessen und Konfliktfähigkeit Schlüsselthemen für das 21. Jahrhundert darstellen.
In einem ersten Schritt präsentierte Prof. Reitzig makroökonomische und demokratietheoretische Überlegungen, um Herausforderungen von Sozialstaatlichkeit zu skizzieren, die auch für das Feld der Sozialen Arbeit relevant sind. Im zweiten Schritt ging es um Förderstrukturen und die konzeptionelle Ausrichtung der politischen Bildung. Für diesen Bereich waren mit Benny Momper und Thure Alting zwei Sozialarbeiter als Praxispartner an der Planung und Durchführung des Panels beteiligt. Momper und Alting sind hauptberuflich als Bildungsreferenten beim Verein Spiegelbild in Wiesbaden tätig, der sich als Anlaufstelle gegen Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit versteht. In einem dritten Schritt fokussierte Norman Böttcher dann die Handlungsebene am Beispiel selbstorganisierter, gemeinwesenorientierter Jugendarbeit in Mannheim. Dabei griff er u.a. verschüttete Reflexionen aus den Professionalisierungsdebatten der 1970er und 80er Jahren auf, was durch das Publikum in der abschließenden Debatte interessiert aufgegriffen und gewürdigt wurden.
Bereits für den ersten Konferenztag war der Vortrag von Maria Diedrich vorgesehen, die zur Zeit ebenfalls eine Professur im Studienbereich Soziale Arbeit vertritt. Ihre Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Demokratie und rechten Bewegungen in Bildungsprozessen und den demokratischen Potenzialen Soziale Arbeit konnte sie krankheitsbedingt zwar nicht selbst präsentieren. Einge ihrer Forschungsergebnisse wurden aber in dem Vortrag von Dr. Paul Erxleben über die Widersprüche Mobiler Beratung gegen Rechtsextremismus gewürdigt. Erxleben war 2021/22 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter am Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen der HWG. Inzwischen arbeitet er am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Marburg.
Seitens der Veranstalter*innen ist eine zusammenfassende Tagungsdokumentation geplant, die hoffentlich das breite Spektrum der Beiträge und den Stand der Auseinandersetzung zum Leitmotiv der Tagung abbildet.