Seit Beginn des Wintersemesters 2020/2021 hat Professorin Dr. Monika Greening am Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen eine Professur für Hebammenwissenschaft inne. Zuvor war die promovierte Hebamme und Diplom Pflegewirtin viele Jahre lang als Professorin für Hebammenwissenschaft und auch als Prodekanin beziehungsweise Dekanin im Fachbereich Gesundheit und Pflege an der Katholischen Hochschule in Mainz tätig. Hier stellt Sie sich und Ihren derzeitigen Wirkungsbereich im Gespräch näher vor.
Seit September 2020 sind Sie nun als Professorin für Hebammenwissenschaft an der HWG LU. Hatten Sie trotz der Corona-bedingten Einschränkungen einen guten Start?
Dank der vielen guten Geister im – und rund um – den Fachbereich war mein Start sehr angenehm.
Welche Aufgaben umfasst Ihre neue Position?
Neben der Lehre bin ich in der „Arbeitsgruppe Skills-Lab“* aktiv, die für die Planung und Organisation von diesem Bereich zuständig ist.
Was sind Skills-Labs und was verbindet sich damit?
Skills-Labs sind zentrale Trainingseinrichtungen, in denen spezifische Fertigkeiten und Fähigkeiten praktisch vermittelt werden. An der HWG LU wird derzeit die Einrichtung eines Skills-Labs für den primärqualifizierenden Studiengang Hebammenwissenschaft, der im Wintersemester 2021/2022 startet vorbereitet. Mit dem Skills-Lab-Konzept wird die Erkenntnis aufgegriffen, dass berufliches Handeln nicht nur erlernt werden kann, indem darüber gesprochen wird, sondern insbesondere durch eine praktische Umsetzung. Durch das Abbilden möglichst realitätsnaher Tätigkeitsfelder unter dem Dach der Bildungseinrichtung werden neue Lern- und Übungsmöglichkeiten für Lernende geschaffen. Ziel ist es, den Theorie-Praxis-Transfer in den Ausbildungen des Gesundheitswesens zu unterstützen.
Bestandteile des Konzeptes sind das Skills-Lab als Raum, die Skills-Lab-Methode und die Simulationspatienten und Schauspieler als Akteure. Das Zusammenspiel und die Einbindung aller drei Felder in das Curriculum des Studiengangs unterstützen die Anbahnung der beruflichen Handlungskompetenz. Die Skills-Labs sind also in unserem Fall, vereinfacht gesagt, Räumlichkeiten, die den Kreißsaal oder die Wöchnerinnenstation simulieren, um dort so realitätsnah wie möglich zu üben.
Wieso wird die Einrichtung dieser Labs nun für die HWG LU relevant?
Am 1. Januar 2020 hat das Hebammenreformgesetz das Hebammengesetz von 1985 abgelöst: Damit ist ein Bachelorstudium für künftige Hebammen in Deutschland Pflicht und die Ausbildung zur Hebamme schließt an EU-Richtlinien an. Für die Hebammenschulen gibt es noch eine Übergangszeit bis 2027. Die HWG LU ist derzeit die einzige Hochschule in Rheinland-Pfalz, die dieses Hebammenstudium nun anbietet; die Skills-Labs sind Teil der curricularen Anpassungen an die neuen gesetzlichen Gegebenheiten.
Was reizt Sie an der neuen Stelle besonders?
Insbesondere der neue primärqualifizierende Studiengang Hebammenwissenschaft, der im Wintersemester 2021/22 startet, stellt eine besondere Herausforderung dar, weil entsprechend der neuen Gesetzgebung alle praktischen und theoretischen Ausbildungsteile der bisherigen Hebammenausbildung jetzt an der Hochschule verantwortet und gelehrt werden.
Außerdem habe ich an der HWG „echte“ Hebammenkolleginnen, was in Mainz nicht der Fall war. Überhaupt gibt es nur wenige Hochschulen in Deutschland, die über zwei oder mehr Hebammenprofessorinnen verfügen. Wir haben vom rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministerium drei neue Professorinnenstellen genehmigt bekommen. Das Arbeiten in einem Team ist nicht nur deutlich angenehmer, es erhöht auch die Qualität der Lehre deutlich.
Neben dem dualen Bachelorstudiengang Hebammenwesen ist ja derzeit der duale Bachelorstudiengang Hebammenwissenschaft im Aufbau. Wie ist hier der Stand der Dinge?
Wir liegen sehr gut im Zeitplan. Wir haben bereits Räumlichkeiten, einen Raumplan für das Skills-Lab erarbeitet, das Modulhandbuch entwickelt und stehen derzeit mit einer Firma, die für die Ausstattung des Skills-Lab zuständig sein wird, in engem Kontakt, um die Anschaffungen für diesen praktischen Ausbildungsort zu planen.
Seit September ist auch der neue Masterstudiengang Innovative Versorgungspraxis in der Pflege und im Hebammenwesen (Master of Arts) akkreditiert und startet zum Sommersemester 2021. Inwieweit sind Sie hier involviert?
Hier übernehme ich einen kleinen Teil der Lehre.
Was sind die ersten Ziele, die Sie sich gesteckt haben?
Mein erstes Ziel ist: in Ruhe ankommen! Mich in das Team und den Fachbereich einfinden und die hochschulinternen Strukturen verstehen lernen. Ich bin in den Fachbereichsrat gewählt worden, was helfen wird, die Hochschule besser kennenzulernen. Mit dem neuen Studiengang ist auch schon ein weiteres Ziel definiert.
Vor Ihrem Amtsantritt in Ludwigshafen waren Sie viele Jahre lang an der Katholischen Hochschule in Mainz. Was hat Sie bewogen, nach Ludwigshafen zu wechseln?
Wie bereits erwähnt, war der neue Studiengang für mich ausschlaggebend. An der Katholischen Hochschule Mainz laufen keine Planungen für die Einrichtung eines primärqualifizierenden Studiengangs für Hebammen.
Welche Schwerpunkte wollen Sie in der Lehre setzen?
Unter anderem Embodiment, also die Wechselwirkung von Körper und Psyche im Rahmen der neueren Kognitionswissenschaft, Berufspolitik, Evidencebasiertes Practice EbP oder Bewegung in der Schwangerschaft.
Und in der Forschung?
Dieselben Schwerpunkte wie in der Lehre sowie qualitative Forschung mit Fokus auf die Erfahrungen von Frauen und Familien.
Was würden Sie Ihren Studierenden für Ihr Studium mit auf den Weg geben?
Kritisch und neugierig zu sein. So viele Fragen stellen, wie möglich. Menschen aus dem Weg gehen, die ihr Handeln mit „Das haben wir schon immer so gemacht“ begründen.
Und für deren beruflichen Lebensweg?
Achten Sie auf eine Balance zwischen Belastung und Entlastung. Seien Sie neugierig und offen für Veränderungen. Stellen Sie die Frau, deren Familie und deren Wohlergehen in den Fokus Ihrer Handlungen. Meiden Sie negative Menschen. Genießen Sie das Leben.
Ganz herzlichen Dank für das Gespräch!
(Interview: Elena Wassmann)