Josefine Becker, Jahrgang 1994, absolvierte nach dem Abitur von 2015 bis 2019 den Bachelorstudiengang Gesundheitsökonomie im Praxisverbund GiP an der Hochschule in Ludwigshafen. Neben Studium und Praktika bei der Roche Diagnostics GmbH, der AOK und dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium engagierte sich die heute 25-jährige tatkräftig in der studentischen Selbstverwaltung und in hochschulischen Gremien. Im Herbst startet Josefine Becker beruflich in der Metropolregion Rhein-Neckar als „Junior Project Manager“ im Bereich Public Policy bei der Roche Diagnostics GmbH durch. Darüber hinaus engagiert sie sich für das gesundheitspolitische Netzwerk #Gesundheit e.V.. SPEKTRUM sprach mit Josefine Becker über ihre Studienzeit in Ludwigshafen, ihr Engagement bei #Gesundheit e.V. und ihre Pläne für die Zukunft.
Was haben Sie aus Ihrem Studium an entscheidenden Skills und Impulsen mitgenommen?
Josefine Becker: Das Studium in Ludwigshafen hat mich vor allen Dingen gelehrt, wie wichtig Perspektivenwechsel sind. Während der zahlreichen Praxisphasen haben die Studierenden die Möglichkeit, die Gesundheitsbranche aus den unterschiedlichsten Perspektiven kennenzulernen. Diese Perspektivwechsel bieten die Chance, das Handeln der verschiedenen Akteure zu verstehen und in Beziehung zueinander zu setzen. Heute profitiere ich sehr von diesem Wissen. Egal, ob im privaten oder beruflichen Kontext, ich versuche immer aus mehreren Blickwinkeln zu denken.
Durch den sehr frühen Praxisbezug war es mir außerdem schon während meines Studiums möglich, ein wertvolles Netzwerk zu knüpfen. Zudem habe ich während meines Studiums gelernt, dass man als Gesundheitsökonomin einen Faktor auf keinen Fall vernachlässigen darf: den Faktor Mensch.
Was hat Sie 2015 bewogen, in Ludwigshafen zu studieren und warum haben Sie sich für Gesundheitsökonomie im Praxisverbund entschieden?
Ein Großteil meiner Familie ist in der Gesundheitsbranche tätig. So habe ich früh ein großes Interesse an diesem Bereich entwickelt. Nachdem mir eine Bekannte, die schon länger in der Gesundheitsbranche tätig ist, das Studium in Ludwigshafen – aufgrund seines guten Rufes – empfohlen hat, habe ich mir die Inhalte und den Aufbau des Studiums näher angesehen und war schnell überzeugt. Heute würde auch ich das GiP-Studium weiterempfehlen: Man hat nicht nur gegenüber „reinen BWLern“ im Gesundheitsbereich einen Wettbewerbsvorsprung, sondern auch gegenüber anderen Gesundheitswissenschaftlern, die oft weniger Praxiserfahrungen und somit auch ein weniger gutes Netzwerk haben.
Ist Ihnen die Zeit in Ludwigshafen in guter Erinnerung?
Definitiv. Ich habe sehr gerne an der Hochschule in Ludwigshafen studiert. Natürlich ist Ludwigshafen nicht der spannendste Ort der Welt, dennoch kann man an der Hochschule ein tolles Studentenleben haben. Vorausgesetzt, man möchte! Durch meine Mitarbeit im Sport-&Reisereferat des AStA habe ich viele tolle Reisen erlebt und viele tolle Menschen kennengelernt; als studentische Vertretung im Fachbereichsrat und Senat habe ich später tiefe Einblicke in die Arbeit der Selbstverwaltung der Hochschule gewinnen können und bin persönlich über mich hinausgewachsen.
Die überschaubare Größe der Hochschule bietet dabei nicht nur die Möglichkeit, in kürzester Zeit viele Studierende aus den verschiedenen Fachbereichen kennenzulernen, sondern auch einen recht persönlich-familiären Austausch zu den Lehrenden zu pflegen. Eigentlich wollte ich immer an einer großen Uni studieren. Heute bin ich froh, dass ich mich dagegen entschieden habe. Statt mit 200, saß ich mit 25 Kommilitonen in der Vorlesung, konnte jederzeit nachfragen und aktiv mein Wissen unter Beweis stellen.
Welche interessanten Projekte beschäftigen Sie aktuell?
Nach Beendigung meines Studiums bin ich nach Berlin gezogen, seither Mitglied von #Gesundheit und mache ein Praktikum in einem Health Start-up. Da ich im Herbst aus beruflichen Gründen wieder in die Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) ziehen werden – wegen eines Jobangebotes, das sich aus einer meiner Praxisphasen ergeben hat -, möchte ich gerne eine Regionalgruppe des Netzwerkes in der MRN etablieren und den gesundheitspolitischen Diskurs unter jungen Leuten anstoßen.
Was verbirgt sich hinter # Gesundheit?
Die Plattform #Gesundheit versteht sich als innovative, unabhängige Ideenwerkstatt für das Gesundheitswesen. Wir zeichnen uns durch junge, motivierte Mitglieder aus, die ihrer Leidenschaft zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung nachgehen. In unserem Teamgeist spiegeln sich die jungen und modernen Denkweisen von Studierenden, Berufseinsteigern und Doktoranden wieder. Dabei achten wir darauf, dass unser Netzwerk so bunt, also multiprofessionell, wie möglich ist.
Was sind die Visionen der Vereinsmitglieder?
Ganz klar: Wir wollen mitreden. Wir wollen die „junge Stimme im Gesundheitswesen“ sein und digital denkenden Menschen mit Mut zur Veränderung ein Sprachrohr geben. Unserer Meinung nach braucht es Menschen, die sich an die verkrusteten, komplexen Strukturen im Gesundheitswesen wagen und diese aufbrechen. Hierbei wollen wir möglichst unabhängig sein. Vor allem unabhängig von den Interessen unserer Arbeitgeber. Wir möchten multiprofessionell denken und so das bestmögliche Ergebnis für die Versorgung der Menschen und die gesamte Gesundheitsbranche erreichen.
Wie stellen Sie sich den Aufbau einer Regionalgruppe in der Region vor?
Einige Mitglieder von #Gesundheit sind bereits in der Region tätig und würden sich über die Etablierung von Regionaltreffen freuen. Dazu habe ich bereits ein sehr wertschätzendes Telefonat mit Herrn Professor Dr. Mudra und Frau Professorin Dr. Häusler von der Hochschule gehabt. Ich freue mich darüber, dass die Hochschule sich meinem Projekt gegenüber so offen zeigt. In einem ersten Schritt möchte ich das Netzwerk an der Hochschule bekannt machen und neue Mitglieder werben. Zudem stehe ich bereits in Kontakt mit einigen Unternehmen in der Region, die bereit wären, spannende Referenten für themenspezifische Abende zur Verfügung zu stellen. Dann gilt es, die Treffen über unsere Social Media Kanäle mit recht großer Reichweite zu bewerben. Ich hoffe, so einen Stein ins Rollen zu bringen. Unserer Erfahrung nach ist das Interesse am Netzwerk sehr groß.
Würden Sie der Hochschulleitung oder Ihrem alten Fachbereich gerne noch etwas mit auf den Weg geben?
In erster Linie möchte ich mich bedanken. Im Laufe des Interviews wurde mir erneut klar, dass ein Grundstein für meinen Werdegang in der Hochschule gelegt wurde. Egal, wo ich heute aufkreuze und wen ich kennenlernen – die Menschen sind begeistert von meinen vielseitigen Einsatzmöglichkeiten und meinem interessanten Lebenslauf. Diesen habe ich insbesondere dem dualen Charakter meines Studiengangs zu verdanken. Ich hoffe, dass der Fachbereich weiterhin am Studiengang der Gesundheitsökonomie festhält. Es braucht gut ausgebildete Gesundheitsökonomen mit digitalem Verständnis, die die komplexen Anforderungen an eine digitale Gesundheitsversorgung der Zukunft verstehen und bewältigen können.
Viel Erfolg mit #Gesundheit und im Berufsleben und herzlichen Dank für das Gespräch!
Nähere Infos zu #Gesundheit unter: www.hashtag-gesundheit.de