Katja Gertje studierte an der Hochschule Ludwigshafen Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Soziale Arbeit als Arbeit mit psychischen Krisen und schloss 2015 ihr Studium erfolgreich ab. Noch während ihres Studiums arbeitete Katja Gertje beim Sozialpsychiatrischen Dienst der Kreisverwaltung Bad Dürkheim, seit ihrem Abschluss als Sozialarbeiterin in der Betreuungsbehörde der Stadtverwaltung Frankenthal. Seit Mai 2020 ist Gertje nun als Opferschutzbeauftragte des Polizeipräsidiums Rheinpfalz im Einsatz.
Ist Ihnen Ihre Zeit an der Hochschule in Ludwigshafen in guter Erinnerung?
K. Gertje: Ich habe die Zeit an der Hochschule als eine gute Vorbereitung auf meine Tätigkeit als Sozialarbeiterin erlebt. Zudem empfand ich den „Rahmen“ des Studiums in Hinblick auf die Vorlesungen, Wahlmöglichkeiten, Flexibilität und Einbindung der Studierenden als sehr angenehm.
Was hat Sie damals bewogen, an der Hochschule in Ludwigshafen zu studieren?
Zum damaligen Zeitpunkt war für mich die örtliche Nähe zu meinem Wohnort entscheidend. Daneben haben mich auch der Austausch mit Absolvierenden des Studiengangs sowie die positiven Erfahrungsberichte von Studierenden an die Hochschule gelockt.
Welche Aufgaben beschäftigen Sie im Polizeipräsidium Rheinpfalz?
Als Opferschutzbeauftragte beim Polizeipräsidium Rheinpfalz stehe ich für Betroffene von Straftaten und Unglücksfällen, zum Beispiel Verkehrsunfällen, für Zeuginnen und Zeugen solcher Situation sowie für Angehörige und Hinterbliebene, aber auch für Bedienstete des Polizeipräsidiums sowie für Mitarbeitende von außerpolizeilichen Institutionen als Ansprechperson rund um das Thema „Opferschutz“ zur Verfügung. Daneben gehören auch die Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit zu meinen Aufgaben.
Welche Fähigkeiten aus Ihrem Studium kommen Ihnen dabei besonders zugute?
Im Studium habe ich gelernt, vermeintlich individuelle Problemlagen stets im gesellschaftlichen Kontext zu reflektieren, um nachhaltige und sinnvolle Lösungen beziehungsweise Lösungsansätze im Sinne der Betroffenen erarbeiten zu können. Dieser Ansatz prägt nicht nur meine Sichtweise auf die Anliegen der ratsuchenden Personen, sondern auch meine Arbeitsweise.
Gibt es große Unterschiede in Ihrer jetzigen Funktion als Opferschutzbeauftragte im Vergleich zu Ihrer vorherigen beruflichen Tätigkeiten?
Die Themen sowie die Anlässe im Rahmen meiner aktuellen Tätigkeit unterscheiden sich tatsächlich enorm von meinen bisherigen Tätigkeiten. Was meine Arbeitsansätze und -methoden angeht, erkenne ich jedoch immer wieder Überschneidungen: In meiner Beratung steht die ratsuchende Person mit ihrem Anliegen im Vordergrund. Die Situationen und die Wünsche der Betroffenen sind sehr individuell und erfordern somit auch viel Empathie und ein breites Wissen über verschiedene Hilfsangebote – angefangen bei Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz bis hin zu Angeboten von Selbsthilfegruppen zum Beispiel für trauernde Angehörige. Hierbei kann ich glücklicherweise auf ein gutes örtliches Netzwerk zurückgreifen, sodass auch die Netzwerkarbeit einen hohen Stellenwert im Rahmen meiner Tätigkeit hat.
Sicher gibt es in Ihrem Beruf belastende Momente. Wie meistern Sie diese Momente und was dient Ihnen als Ausgleich?
Häufig hilft mir in belastenden Situationen oder bei schwierigen Kontakten gemeinsame Reflektion, zum Beispiel mit Kolleginnen aus den anderen Polizeipräsidien. Sobald ich erkennen kann, weshalb die Situation sich belastend auf mich auswirkt, kann ich in der Regel gut „orten“, von welcher Seite die Belastung kommt – manchmal liegt es an den Rahmenbedingungen wie insgesamt hohes Arbeitsaufkommen oder auch an der Fallkonstellation. Der fachliche Austausch ist hierbei enorm wichtig und ich bin froh, dass das auch von Seiten des Arbeitgebers so gesehen wird.
Waren Sie seit Ihrem Abschluss noch mit Ihrer „alten“ Hochschule in Kontakt?
Ich habe aktuell noch vereinzelt Kontakt zu Studierenden meines Jahrganges. Zudem war ich seit meinem Abschluss im Jahr 2015 bis zum Beginn der Corona-Pandemie auch noch einige Male in der Hochschulbibliothek, die auch für die Zeit nach dem Studium sehr hilfreiche und nützliche Literatur bereithält. Darüber hinaus verfolge ich mit großem Interesse auch das Veranstaltungsangebot des Fachbereichs Sozial- und Gesundheitswesen.
Welche Angebote könnten Sie in Bezug auf die Hochschule locken?
Der Masterstudiengang Soziale Arbeit :-)
Möchten Sie Ihrem ehemaligen Studiengang oder Fachbereich noch etwas mit auf den Weg geben?
Ich habe die Offenheit und die Entfaltungsmöglichkeiten des Fachbereiches als Studierende sehr geschätzt und hoffe sehr, dass auch aktuelle Studierende diese Bedingungen vorfinden.
Ganz herzlichen Dank für das Gespräch!
Interview: Elena Wassmann