Mit einem fast vollbesetzten Auditorium im neuen C-Gebäude ist am Dienstag, 15. Oktober 2024, die Veranstaltungsreihe zum Thema „Soziale Fragen“ mit einem Vortrag des Frankfurter Soziologen Prof. Dr. Stephan Lessenich gestartet. Nach einer kurzen Begrüßung durch Prof. Dr. Immacolata Amodeo vom Ernst-Bloch-Zentrum Ludwigshafen, das als Kooperationspartner der Hochschule die Veranstaltungsreihe mit im ins Leben gerufen hat und Prof. Dr. Jörg Reitzig vom Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen, der die Moderation des Abends gestaltete, präsentierte Lessenich seine Überlegungen zum "Irrsinn der herrschenden Verhätnisse". Konzentriert und anspruchsvoll spannte er dabei einen Bogen vom widersprüchlichen Verhältnis zwischen Kapitalismus und Demokratie, über die schwindenden Möglichkeiten, existenzielle Herausforderungen jenseits ihrer ideolgischen Bearbeitung ("Verdrängung - Verschiebung - Verneinung") kollektiv zu bearbeiten, bis hin zu den Folgen für unsere Gegenwart. Und sollte es je eine Epoche gegeben haben, erläuterte Lessenich, in der die politisch-ökonomischen Möglichkeiten der Selbststabilisierung des 'demokratischen Kapitalismus' aufgebraucht waren, dann ist es die gegenwärtige. Vor dem Hintergrund von Problemen wie der fortscheitenden Erderhitzung, mutiere der Spät- zum "Letzkapitalismus". Indifferente Verarbeitungen der Krise auf Ebene von Alltags- oder Regierungshandeln sowie der vorherrschender „Technosolutionismus“ drohten sich gegenseitig zu verstärken und in eine gesellschaftliche Normalsierung der Klimakatastrophe zu münden. Je stärker die ungelösten Probleme als Widersprüche zutage treten, desto mehr werden physische Gewalt und kriegerische Konflikte zu einem "letzten Auffangmechanismus" und zu einer prägenden Signatur der Zeit, so seine Diagnose.
Ebenso niveauvoll wie der der Vortrag gestaltete sich die daran anschließende Diskussion mit zahlreichen engagierten Beiträgen und Nachfragen, etwa zur theoretischen Rückbindung an die Aufgaben und Möglichkeiten der Sozialen Arbeit. Aus Sicht der Veranstalter*innen insgesamt ein gelungener Auftakt. Eine Fortsetzung findet die Veranstaltungsreihe "Soziale Fragen" am Donnerstag, 28. November um 18 Uhr, zum Thema „Wider die Kluft zwischen Reden und Handeln – Wieviel zivilen Ungehorsam braucht die sozialökologische Transformation?“ (Dr. Jörg Alt) - dann im Ernst-Bloch-Zentrum.
Text & Bild: HWG LU