Am 12. Februar verstarb fast 94-jährig der evangelische Theologe, Sozialethiker und Sozialarbeitswissenschaftler Prof. Dr. theol. Ekkehard Börsch. Von 1971 bis 1995 lehrte und forschte er an der Evangelischen Fachhochschule Ludwigshafen.
Der 1930 in Ostpreußen geborene Ekkehard Börsch machte 1948 in Halle an der Saale sein Abitur und begann dort, evangelische Theologie zu studieren. Er floh im Frühjahr 1950 aus der DDR, um in Göttingen, Bonn und Basel weiter zu studieren. Dort promovierte er 1958/59 bei Karl Barth über Luther und die Schwärmer. Nach Vikariat und Zweitem Theologischen Examen in West-Berlin ließ sich Börsch 1959/60 bei der Gossner Mission Mainz unter Horst Simanowski zum Industrie- und Sozialpfarrer ausbilden. 1960/61 arbeitete er in Rüsselsheim bei den Opelwerken in allen Bereichen (Fließband, Akkord, Schicht). 1961 wurde er von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau übernommen, um als Pfarrer in Rüsselsheim den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt in Hessen zu begründen. Nebenamtlich lehrte er Industrie- und Arbeitssoziologie an der dortigen Fachhochschule für Ingenieurwesen. Anlässlich der Gründung der Fachhochschule der Pfälzischen Landeskirche in Ludwigshafen am Rhein wurde Börsch zum Wintersemester 1971/72 als Professor berufen mit den Lehrgebieten Sozialethik, Soziologie, Theologie und Ausländerarbeit. Neben seiner Lehre in den Studiengängen Sozialarbeit und Sozialpädagogik baute Börsch den Fachbereich III für Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit auf, der 1973 mit dem gleichnamigen Studiengang eröffnet wurde, und bildete bis zum Ende des Studiengangs im Jahr 1979 Studierende als Religionspädagog*innen für die Gemeindearbeit und den Schuldienst aus. Nebenamtlich nahm Börsch von 1971 bis 1981 an der Universität Mainz Lehraufträge für Sozialethik wahr.
Börsch begründete zusammen mit anderen die sozialarbeitswissenschaftliche Forschung im Zusammenschluss der vier Evangelischen Fachhochschulen im Südwesten der BRD zur sogenannten „Südwest-AG“. Ab Ende der 1970er Jahre beteiligte sich Börsch für die Evangelische Fachhochschule Ludwigshafen in Kooperation mit der Stadt, der Prot. Kirchengemeinde Ludwigshafen und der Arbeiterwohlfahrt an dem bundesweiten Forschungsprojekt „Ausländerkinder“ der Robert-Bosch-Stiftung, das mit einer Million DM dotiert war. So war Börsch am Aufbau der Koordinationsstelle für Ausländerarbeit in Ludwigshafen beteiligt. 1983 endete das Forschungsprojekt, viele der Projektmaßnahmen wurden in die Praxis überführt und die drei Projektträger verpflichteten sich, bis 1986 die kommunale Ausländerarbeit in Ludwigshafen zu koordinieren.
Zum Ende des Wintersemesters 1994/95 ging Börsch in den Ruhestand. Seitdem betreute der Emeritus in der Stadt Ludwigshafen sieben Jahre lang ehrenamtlich das Projekt „Schule und Jugendhilfe“, mit dem er grundlegende Konzepte für die Schulsozialarbeit entwickelte. In dieser Zeit publizierte er außerdem mehrere Aufsätze zur Theologie seines akademischen Lehrers Hans Iwand und gab 1998 den ersten Band der nachgelassenen Werke (Neue Folge) Iwands unter dem Titel „Kirche und Gesellschaft“ im Gütersloher Kaiser-Verlag heraus. Seit seinen Studienjahren betätigte Börsch sich als Kirchenorganist und spielte Klavier.
Der evangelische Theologe und Sozialethiker Ekkehard Börsch entwickelte als Hochschullehrer in Ludwigshafen eine eigene sozial- und berufsethische Fachlichkeit für die Soziale Arbeit. Im Dialog mit den anderen Wissenschaften implementierte er sie wissenschaftlich und curricular in Lehre, Forschung und Weiterbildung.
Zeit seines Professorenlebens formulierte und formte Börsch das spezifisch theologische Profil seiner Lehrgebiete und der Evangelischen Fachhochschule. Studierenden und Kolleg:innen galt er als kritischer Protestant, überzeugender Hochschullehrer, fleißiger Sozial- und Theologieforscher sowie umfassend gebildeter Intellektueller. In unzähligen Publikationen beschäftigte er sich mit der Bedeutung der evangelischen Theologie und Sozialethik für Kirche und Diakonie, für die Arbeiterschaft und die Gewerkschaften, für die Industriegesellschaft und die Soziale Arbeit.
Prof. Dr. Arnd Götzelmann für die HWG LU