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Die Hochschule trauert um Prof. Jürgen Mangold

„Außer Hausmeister, glaube ich…“, habe er an der Evangelischen Fachhochschule Ludwigshafen so ziemlich alles gemacht: Student im Seminar für Sozialberufe in Speyer (der Vorgängerinstitution der EFH), Lehrkraft für Methoden, Diplompädagoge, Professor, Prorektor, schließlich (letzter) Rektor und nach seinem Ausscheiden aus der – dann fusionierten Hochschule 2008, Lehrbeauftragter. So schilderte Jürgen Mangold seinen Werdegang in einem Interview mit Arnd Götzelmann. Nun ist Jürgen Mangold am 10. November im Alter von 80 Jahren verstorben.

Jürgen Mangold stammte aus Mannheim. Nach einer Lehre als Radio- und Fernsehtechniker absolvierte er eine zweite Ausbildung am evangelischen Seminar für Sozialberufe in Speyer zum, wie es damals noch hieß, Fürsorger. Nach seiner Ausbildung arbeitete er in Mannheim beim Allgemeinen Sozialen Dienst im Bereich Familienfürsorge. Recht bald wurde er als Methodenlehrer für die in Gründung befindliche Evangelische Fachhochschule in Ludwigshafen gewonnen. Dieser blieb er dauerhaft verbunden. Jürgen Mangold war neugierig und interessiert und er wollte verändern, aber auch den Kontakt zur Praxis aufrechterhalten. So ließ er sich zwei Jahre beurlauben, um für den Drogenverein in Mannheim, den er mitgegründet hatte, eine Wohngemeinschaft für drogengefährdete Jugendliche einzurichten. Zurück an der EFH entschied sich Jürgen Mangold, ein Studium nachzuholen. Mit ausschlaggebend dafür waren Ernest Jouhy und Martin Rudolf Vogel sowie Hartwig Zander, so kam zu seiner – wie er sagte evangelischen auch eine marxistische Prägung hinzu.

Als Hochschullehrer lag es Jürgen Mangold fern, Wissen schnell prüfungs- und verwertungsrelevant zu vermitteln. Er folgte dagegen den Prinzipien einer dialogischen Didaktik und eines partizipativen Lernens. Es ging ihm um die Organisation von Räumen der Bildung, auch um Reflexion im Hinblick auf die Gestaltung der Gesellschaft. Er wollte die Hochschule als besonderen Ort gesellschaftlicher Reflexion erhalten bzw. zu diesem machen.

Jürgen Mangold war vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen in der Praxis und der Hochschullehre schon sehr früh an der Entwicklung von Theorie und Systematik Sozialer Arbeit interessiert. Er war es, der als erster die neue – und umstrittene – Wissenschaft der Sozialen Arbeit in den Fachdiskurs der Evangelischen Fachhochschule einbrachte. Er beeinflusste mit seinem Engagement und seinen Ideen sowohl lokale als auch nationale Diskussionszusammenhänge. Im Mittelpunkt seiner theoretischen Arbeiten stand der Versuch, „das Problem einer handlungsorientierten Theorie Sozialer Arbeit durch die Anwendung sozialwissenschaftlicher Handlungs- und Subjekttheorien zu lösen“. Er formulierte darüber (in Bezug auf Leontjew, Séve und Holzkamp) eine „Subjekttheoretische Begründung Sozialer Arbeit“.

Jürgen Mangold war einer der prägenden Personen der Evangelischen Fachhochschule Ludwigshafen, die er wesentlich mitgestaltet hat. Sei es bei den Studienreformprozessen in der Sozialen Arbeit und dessen Neukonzeption, bei der Öffnung für Studiengänge aus dem Gesundheitswesen – und nicht zuletzt bei der Fusion mit der damaligen Fachhochschule für Wirtschaft. Aus seiner Sicht war die Fusion nötig, weil keine andere Perspektive in Sicht war, die eine Weiterführung der Arbeit ermöglicht hätte.

Jürgen Mangold war ein vielseitig begabter und interessierter Mensch. Musik, Theater, aber auch einer, der fast alles selbst machen konnte: Honig oder Bier - so ziemlich alles, was sich essen und trinken lässt. Legendär sein Glühwein vor der Weihnachtspause in der Maxstraße, zu der sich alle eingeladen fühlten ob aus der Lehre oder der Verwaltung, Studierende und Mitarbeitende. Jürgen Mangold war in vielem – nicht nur bei seinen Socken – unkonventionell, immer freundlich, aber nie angepasst, kritisch, doch stets an Lösungen interessiert, politisch, aber nicht dogmatisch.

Für den Fachbereich ist es traurig, dass Jürgen Mangold verstorben ist, kaum jemand wollte glauben, dass er schon achtzig Jahre alt war. Auch wenn er schon lange im Ruhestand war, blieb er doch irgendwie gegenwärtig, nicht nur bei seinen Besuchen am Fachbereich. Auch deshalb werden wir ihn sehr vermissen.

Prof. Dr. Hans-Ulrich Dallmann, Dekan des Fachbereichs Sozial-und Gesundheitswesen

Prof Mangold am Stehpult