Skills- und Simulationszentrum für Hebammen und Pflegefachpersonen
Hebammen und Pflegefachpersonen benötigen für ihre verantwortungsvolle Tätigkeit ein umfassendes Wissen, aber auch Routine in den Handlungen, die sie tagtäglich oder auch nur im Bedarfsfall/Notfall durchführen müssen.
Handlungssicherheit erlangt man durch regelmäßige Übung. Die gewonnene Handlungssicherheit führt auch zu einer größeren Sicherheit in der Patientenversorgung und schütz diese vor einer fehlerhaften Behandlung.
In unserem Skills- und Simulationszentrum werden wichtige Fähigkeiten und Fertigkeiten für berufliche Alltagssituationen in realitätsnah gestalteten Räumen trainiert.
Neben den Lernorten “Theorie” (Hochschule) und ”Praxis” (klinische und ambulante Settings) ermöglicht der dritte Lernort “Skills- und Simulationszentrum” das Training praktischer Fertigkeiten, bevor diese in der Praxis am echten Menschen eingesetzt werden.
Lernmethoden
Nach dem in Vorlesungen und Seminare wichtiges theoretisches Wissen erworben wurde, werden im Skills- und Simulationszentrum zugehörige Fähigkeiten und Fertigkeiten trainiert. Diese werden in anschließenden Praxiseinsätzen vertieft und erweitert. Im Skills- und Simulationstraining werden zudem Erfahrungen aus den Praxiseinsätzen reflektiert. Dadurch kann die eigene Handlungskompetenz weiterentwickelt und auf verschiedene Situationen übertragen werden.
Als Lernmethoden kommen im Skills- und Simulationszentrum Skills-Training und Simulation zum Einsatz, die als Methoden in den didaktischen Konzeptionen beider Studiengänge verankert sind und Semester für Semester inhaltlich aufeinander aufbauen.
Dabei ist es uns wichtig, dass die Studierenden zuerst die Fertigkeiten sicher beherrschen, bevor sie diese in Fallbeispielen und Simulationen zu Handlungsketten verknüpfen und situativ anwenden. Wissen und Komplexität steigen im Studienverlauf und unsere Methoden passen sich daran an.
Skills -Training
Unter Skills -Training wird das Erlernen und Trainieren einzelner Fertigkeiten und Fähigkeiten („Skills“) verstanden, die benötigt werden, um eine Handlung korrekt auszuführen. Nach der Methode des Cognitive-Apprenticeship (sog. “Meister-Lehrlings-Lernen") werden mit Hilfe von Handlungsplänen und Checklisten Einzelhandlungen in Kleingruppen trainiert und reflektiert.
Simulation
Bei der Simulation werden komplexe Handlungssituationen eingeübt und diese reflektiert. Die Lernenden können so in unterschiedlichen Situationen lernen zu handeln und ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Die Situationen orientieren sich dabei an der Berufsrealität. Neben den Fähigkeiten der einzelnen Lernenden kann auch die Zusammenarbeit im Team z.B. in Notfallsituationen trainiert werden.
Bei der Simulation können in der Rolle des/der Patient*in entweder Mitstudierende, Simulationspersonen oder Simulatoren & Modelle eingesetzt werden (z.B. eine Ganzkörperpuppe oder Körperteile).
Die Simulation verläuft nach einer festen Struktur. Im Vorfeld der eigentlichen Simulation werden alle Teilnehmer*innen über die zu simulierende Situation und in ihren Rollen geschult. Danach folgt die eigentliche Simulation der beruflichen Handlungssituation (Gabler, 2019, zit. n. Schlegel et al. 2020). Im Anschluss wird die Simulation nachbesprochen und gemeinsam die dadurch entstandenen Erkenntnisse erarbeitet und auf das Handeln in der Praxis übertragen (Schlegel et al., 2020).
In der Regel findet das Simulationstraining im Anschluss an oder aufbauend auf das Skills-Training statt, so dass die Lernenden zunächst Kernfertigkeiten einüben und danach mit Hilfe dieser Fertigkeiten und mit bestehendem Wissen, komplexe und hochkomplexe Fallsituationen bewältigen.
Die Nachbesprechung der Simulationen (Debriefing) erfolgt immer nach einer vorgegebenen Struktur, sodass Studierende und Lehrende sich auf den Inhalt fokussieren können, um den größtmöglichen Nutzen aus der Simulation zu ziehen.
Ziele
Das Simulations-Netzwerk Ausbildung und Training in der Pflege (SimNAT Pflege) benennt für das Lernen im Skills- und Simulationstraining folgende Ziele:
Ermöglichung der Aneignung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen in einer risikofreien und angstfreien Lernumgebung sowie Gewinn von Sicherheit im eigenen Handeln
Verbesserung der beruflichen Handlungskompetenz
Förderung der Sicherheit der Patient*innen (Loewenhardt et al. 2014, 65 zit. n. Sander, 2017, S. 3)
Interprofessionalität
An der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft (HWG) Ludwigshafen findet das Training in einem Skills- und Simulationszentrum für die primärqualifizierenden Studiengänge Hebammenwissenschaft und Pflege statt. Die gemeinsame Nutzung eröffnet uns auch potenzielle Räume für interdisziplinäre Trainings und fördert so den interprofessionellen Austausch.
Uns ist es wichtig, dass wir als Lehrende über eine entsprechende fachliche Qualifikation als Hebamme, in der Pflege oder Medizin verfügen und neben der Berufserfahrung auch eine entsprechende pädagogischer Lehr-Qualifikation und Erfahrung in diesem Bereich haben.
Außerdem bilden wir uns regelmäßig fachlich und pädagogisch-methodisch weiter – z.B. im Rahmen der CRM-Simulationsinstruktoren Ausbildung oder auch zum Einsatz weiterer digitaler Methoden.
Technische Ausstattung: Video-Debriefing-System
Video-Debriefing-System
In unserem modernen Skills- und Simulationszentrum setzen wir eine hochentwickelte Audio-Video-Debriefing-Anlage ein, um unsere Simulationstrainings noch effektiver zu gestalten. Dieses innovative System ermöglicht eine detaillierte Analyse und Reflexion von Trainingsszenarien und ist ein zentraler Bestandteil unseres Lehr- und Lernkonzepts.
Wie funktioniert die Audio-Video-Debriefing-Anlage?
Unsere Anlage erfasst Simulationen in Echtzeit mithilfe mehrerer Kameras und Mikrofone, die strategisch in den Trainingsräumen positioniert sind. Diese Technologie bietet:
Übertragung der Simulation: Die Simulation kann in speziell dafür vorgesehenen Räumen von Studierenden und Lehrenden beobachtet werden, ohne die Simulationsteilnehmenden zu dadurch zu stören.
Videoaufzeichnungen: Hochauflösende Videos dokumentieren die Interaktionen der Teilnehmer*innen im Simulationsszenario.
Audioaufzeichnungen: Klare Tonaufnahmen ermöglichen die Nachverfolgung verbaler Kommunikation und Entscheidungsprozesse.
Synchronisierung mit Medizintechnik: Die Aufzeichnung von Monitoranzeigen (z. B. Vitalparametern, CTG) wird direkt mit den Videos verknüpft, um die Simulation im Gesamtkontext darzustellen
Vorteile für die Teilnehmenden
Gezielte Reflexion: Die Teilnehmer*innen können ihre Handlungen und Entscheidungen im Nachgang aus einer objektiven Perspektive betrachten.
Teamkommunikation analysieren: Die Audioaufzeichnungen ermöglichen es, die Qualität der Teamarbeit und Kommunikation gezielt zu evaluieren.
Verbesserungspotenziale erkennen: Fehler oder suboptimale Prozesse werden sichtbar und können in einem sicheren Rahmen besprochen und korrigiert werden.
Debriefing als zentraler Bestandteil
Das Debriefing erfolgt in einem speziell ausgestatteten Seminarraum, in dem die aufgezeichneten Szenarien analysiert werden. Dabei setzen wir auf:
Feedback-Kultur: Unser geschultes Team unterstützt die Teilnehmenden dabei, sich konstruktiv mit ihren Leistungen auseinanderzusetzen.
Simulation als geschützter Lernraum: Es geht nicht um Bewertung, sondern um Lernen und Weiterentwicklung.
Fokus auf Kernkompetenzen: Kommunikation, Teamwork und Fachkompetenz und klinische Entscheidungsfindung stehen im Mittelpunkt.
Anwendungsbereiche
Die Audio-Video-Debriefing-Anlage wird in verschiedenen Trainings eingesetzt, darunter u.a.:
Notfallmanagement
Interprofessionelle Teamtrainings
Spezifische Fertigkeiten, wie z. B. Reanimationstraining.
Mit der Integration der Audio-Video-Debriefing-Technologie tragen wir dazu bei, die Patientensicherheit und die Qualität der pflegerischen und geburtshilflichen Versorgung langfristig zu verbessern. Gleichzeitig schaffen wir eine Lernumgebung, die modernste Technik mit evidenzbasierten Lehrmethoden verbindet.
Räume
Kreißsäle
Die Begleitung von Geburten in klinischen und außerklinischen Settings spiegelt sich in den Kreißsälen wider. Technisches Equipment, Monitorring, aber auch die entspannte und häusliche Atmosphäre eines Geburtshauses lassen sich in den Räumen erleben und für Trainings und Simulation nutzen.
Pflegezimmer
Im klinischen Setting ist ein Raum für die Versorgung von überwachungspflichtigen Patienten*innen vorbereitet, der auch für die Pflege im pädiatrischen Bereich vom Kleinkind zum Jugendlichen eingerichtet ist.
Ein großes Patientenzimmer mit 5 Betten wird von beiden Studiengängen vorwiegend für die Trainings in den ersten Semestern genutzt und kann flexibel mit speziellen Ausrüstungsgegenständen und Mobiliar gestaltet werden.
Wohnung
Gestaltet wie eine typische Wohnumgebung um Szenarien aus dem Bereich der Ambulanten Pflege, aber auch rund um die Begleitung von Müttern/Familien in der ersten Zeit nach der Geburt zu simulieren. Schlaf-, Wohn- und Küchenbereich sowie ein barrierefreies Bad bieten eine perfekte Kulisse, um die Herausforderungen häuslicher Versorgung zu erleben.
Patientenzimmer Setting
Der Raum mit Niedrigflurbetten, Pflegesessel und einer insgesamt ruhigen Atmosphäre bietet die Möglichkeit sich auf die Anforderungen der Betreuung chronisch kranker und älterer Menschen zu konzentrieren.
Mit dem Wechsel der Ausstattung (Wickelkommode, Beistellbett) wird der Raum für die klinische Wochenbettversorgung nutzbar.
Aufnahme und Stationszimmer
Um situationsgerecht in Szenarien einzusteigen oder auch z.B. Aufnahmesituationen, Übergaben oder Fallbesprechungen zu trainieren, haben wir sowohl eine Patientenaufnahme als auch ein Stationszimmer, die als Teil der Simulationen nutzbar sind.
Bewegungsraum und Semiräume
Für die Umsetzung von Kurskonzepten, größere Gruppen, praktisch ausgerichteten Theorie-Seminare oder auch für das Briefing und Debriefing im Rahmen von Simulationen, haben wir mehrere Räume, die mit entsprechender Medientechnik ausgestattet sind.
Skills- und Simulationszentrum in Action
Bilder aus dem Skills- und Simulationszentrum
Die interprofessionelle Zusammenarbeit ist uns in den Studiengängen sehr wichtig, deshalb werden manche Trainings professionsübergreifend gestaltet. Beispielsweise wird im ersten und dritten Semester Pflege beim Training zum Ernährungsmanagement und Pädiatrie das Thema Stillen von eine Lehrende aus dem Hebammenstudiengang gelehrt.
Das Reanimationstraining erfolgt für beide Studiengänge gemeinsam durch eine Lehrende aus dem Pflegestudiengang.
Um mehr Einblicke unserer Studiengänge zu bekommen, können Sie uns gerne auf Instagram folgen (QR Code scannen oder auf dem QR Code klicken).
Quellen:
- Sander, S. (2017). Skills-Lab in der Pflegeausbildung. Chancen und Herausforderungen.
- Schlegel, C., Schaer, U.-B. & Droz, M. (2020). High-Fidelity-Simulationen in der Pflegeausbildung.