Gendertoolbox für die wirtschaftswissenschaftlichen Fächer an der HWG
Gerade vor dem Hintergrund einer nahezu ausgeglichenen Bildungssituation von Männern und Frauen an der HWG ist es im Bereich der Hochschuldidaktik wichtig, eine Sensibilität für Gender Mainstreaming zu schaffen. Gender Mainstreaming wird im Hochschulalltag erst dann wirksam, wenn die Dozierenden das Anliegen aufgreifen und es in ihren Lehrveranstaltungen umsetzen. Die Entwicklung und Implementierung einer Gendertoolbox als „Werkzeugkoffer“ für Lehrende zur Gestaltung gendersensibler Lehre soll praktische Arbeitshilfen, Anregungen, Hilfestellungen und Lösungsangebote geben, wie das Thema Gender bzw. Gendermainstreaming in die Lehre integriert werden kann.
Die Gendertoolbox baut dabei auf die Vorarbeiten des mit Mitteln des Hochschulpakts II geförderten Projekts „Entwicklung und Implementierung eines Diversitymanagement-Konzepts“ auf. Im Rahmen dieses Projekts wurde bereits eine Diversitytoolbox entwickelt.
Mit Lehrbeispielen und fachspezifischen Aufgabenstellungen soll die Gendertoolbox für die wirtschaftswissenschaftlichen Fächer an der HWG zur Nutzung für die Lehre einladen.
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Gender Studies und die Betriebswirtschaftslehre zusammenzudenken, ist noch nicht ganz im Mainstream der Wirtschaftswissenschaften angekommen. Es gibt jedoch einige Anknüpfungspunkte, die unter anderem in dieser Gendertoolbox aufgezeigt werden. In diesem Kapitel wird aufgeführt wie z.B. eine feministische Wissenschaftskritik neue Blickwinkel in der Lehre ermöglichen können.
Links
Paper & Lehrbeispiel
Controlling
Auf den ersten Blick ist kein Bezug zwischen Rechnungswesen, Controlling und Genderforschung erkennbar. Wendet man sich allerdings dem internationalen Diskurs seit den 1970er Jahren im angelsächsischen und skandinavischen Raum zum „social and organizational context of management accounting“ zu, wird deutlich, wo die Berührungspunkte liegen. Die Ansätze hier fokussieren auf die beobachtbare Praxis der Nutzung von Accountingsystemen. Im unten verlinkten Paper werden die verschiedenen Ansätze angerissen und Anregungen für die Lehre gegeben.
Wirtschaftsinformatik
Informatikstudierende erhalten in ihren Lehrveranstaltungen in der Regel nicht die Gelegenheit, etwas über Gender zu erfahren, wie es in anderen Fächern mittlerweile selbstverständlich ist. Vieles, was Informatikstudierende über Gender zu wissen meinen, fällt in den Bereich des Alltagswissens, welches von Geschlechterstereotypen und Verkürzungen geprägt ist. Gängig ist dabei z.B. die Vorstellung, das Wissenschaftsfeld „Gender in der Informatik“ sei identisch mit Frauenförderung und Gleichstellungsmaßnahmen. Das liegt u.a. daran, dass Frauenförderung und Gleichstellungsmaßnahmen in Informatikfachbereichen vergleichsweise verbreitet sind, wohingegen Geschlechterstudien mit wenigen Ausnahmen weniger bekannt sind. Mit diesem Baustein der Gendertoolbox soll eine Möglichkeit gezeigt werden, wissenschaftliche Überlegungen zu Gender in die Wirtschaftsinformatik zu integrieren.
Marketing
Das Marketing bietet im Vergleich zu den anderen Fächern sehr viele Anknüpfungspunkte zur Kategorie Geschlecht und Gender bzw. Diversity wird auch mehr in der Lehre miteinbezogen. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts lag der Fokus vor allem auf der Frau als Konsumentin, die die meisten Einkäufe tätigt. Im verlinkten Paper werden verschiedene Schnittstellen vorgestellt. Des Weiteren sind eine Fallstudie und eine Aufgabe aus der Ludwigshafener Lehre unten verlinkt.
Verhaltensökonomie/ Finanzdienstleistungen
In der Verhaltensökonomie gibt es weitreichende Untersuchungen zu den unterschiedlichen Verhaltensweisen von Männern und Frauen. Welche in Bezug auf Finanzdienstleistungen besonders relevant sind und welche Auswirkungen dies auf Finanzpsychologie der Konsumierenden bzw. auf die Art der Anlageberatung durch Expert*innen zur Folge hat, wird im unten verlinkten Paper und auch im Lehrbeispiel angesprochen.
Entrepreneurship
Entrepreneurship oder Unternehmer*innentum bezeichnet einen Teilbereich der Wirtschaftswissenschaften, welcher sich der Gründung neuer Organisationen beschäftigt. Die Gründung von Organisation fördert das Wachstum und die Innovationskraft einer Gesellschaft. Gender spielt hierbei eine Rolle, da Ressourcen für Gründungen auch entlang von Geschlechtergrenzen ungleich verteilt sind und so Innovation und gesellschaftlicher Fortschritt gehemmt werden. Darauf wird im verlinkten Paper detaillierter eingegangen.
Passende Fallstudien finden Sie hier:
© Springer International Publishing AG, part of Springer Nature 2018 S. Birkner et al. (eds.), Women’s Entrepreneurship in Europe, FGF Studies in Small Business and Entrepreneurship, https://doi.org/10.1007/978-3-319-96373-0_10
Springer International Publishing AG, part of Springer Nature 2018 S. Birkner et al. (eds.), Women’s Entrepreneurship in Europe, FGF Studies in Small Business and Entrepreneurship, https://doi.org/10.1007/978-3-319-96373-0_8
© Springer International Publishing AG, part of Springer Nature 2018 S. Birkner et al. (eds.), Women’s Entrepreneurship in Europe, FGF Studies in Small Business and Entrepreneurship, https://doi.org/10.1007/978-3-319-96373-0_9
Change Management
Change Management meint eine Strategie der Organisationsentwicklung, die sowohl innere als auch äußere Einflussfaktoren aufgreift. Gender & Diversity spielen dabei eine Rolle, als dass damit auf gesellschaftliche Transformationsprozesse eingegangen werden soll. Veränderungen können Chancen bieten, aber auch Risiken bereithalten. Mit welchen Instrumenten der Prozessgestaltung Organisationen Gender & Diversity Themen umsetzen und davon profitieren können, wurde in diesem Paper zusammengefasst:
Personalmanagement
Unternehmen und Institutionen sind zunehmend gefordert, die personelle, soziale und kulturelle Vielfalt in ihrer Belegschaft zu fördern und auf heterogene Teams zu setzen. Vor diesem Hintergrund gewinnt das Thema „Diversity“ immer mehr an Bedeutung. Es steht für die Unterschiedlichkeit von Menschen hinsichtlich sichtbarer und nicht-sichtbarer Merkmale, wie Geschlecht, Nationalität, Ethnie, Alter, Weltanschauung, Religion, sexuelle Orientierung, Körperform und Behinderung. Im verlinkten Paper werden Wege gezeigt, wie Unternehmen in ihrer Personalarbeit mit dieser Vielfalt konstruktiv umgehen können. Weiter ist ein Lehrbeispiel aus der Ludwigshafener Lehre verlinkt.
Hier finden Sie Fallstudien zum Personalmanagement:
Günther Vedder, Elisabeth Göbel, Florian Krause (Hrsg.): Fallstudien zum Diversity Management Trierer Beiträge zum Diversity Management, Band 12 ISBN 978-3-86618-631-6, ISBN 978-3-86618-731-3 (e-book pdf), Rainer Hampp Verlag, München u. Mering 2011, 292 S.