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Kunst- und Kulturförderung als gesellschaftlicher Diskurs

Das Projekt „Tor 4“ der BASF-Kulturförderung steht im Mittelpunkt einer innovativen Form der Kunst- und Kulturförderung, die auf Dialog zwischen dem Unternehmen und der Gesellschaft setzt. Ausgangspunkt war die Schaffung eines offenen Raums für den Austausch zwischen regionalen Kulturschaffenden und dem global agierenden Konzern. Das Konzept entstand 2017 und setzte auf einen direkten Austausch zwischen dem Unternehmen und der Bevölkerung der Metropolregion Rhein-Neckar.

Das Tor 4-Projekt setzte auf fünf Runden zwischen 2018 und 2023, in denen gesellschaftlich relevante Fragen wie „Wie geht Freiheit wirklich?“ oder „Wie geht das neue WIR?“ bearbeitet wurden. Ziel war es, nicht nur Kunst zu fördern, sondern einen tiefgreifenden Diskurs über gesellschaftliche Fragen zu initiieren.

Die abschließende Runde 2023 verzichtete auf das übliche Auswahlverfahren einer Jury und entschied sich stattdessen für ein Losverfahren. Dabei wurden Künstler:innen zufällig in Dreierteams zusammengelost, die gemeinsam Projekte entwickelten. Diese Methode sollte einen demokratischen und egalitären Ansatz betonen, brachte jedoch auch Herausforderungen mit sich. Die Künstler:innen mussten in zufällig zusammengewürfelten Gruppen agieren, was teils auf Skepsis stieß, insbesondere da viele Teilnehmende mit dem bisherigen Diskurs des Projekts nicht vertraut waren.

Die Forschenden begleiteten diesen Prozess ethnographisch und analysierten dabei die Dynamiken innerhalb der Gruppen. Durch die Methode der teilnehmenden Beobachtung gewannen sie Einblicke in die Herausforderungen und Potenziale, die durch den kollaborativen Charakter des Projekts entstanden. Ein besonderer Fokus lag auf den Aushandlungsprozessen, die durch den Zufall der Teamzusammenstellung entstanden.

Das Projekt Tor 4 stellte nicht nur die Frage nach dem „neuen WIR“, sondern auch nach der Art und Weise, wie Kulturförderung gestaltet werden kann. Es bot einen Raum für die Reflexion über Machtstrukturen in der Kulturförderung und zeigte auf, wie sich Freiheit und Unfreiheit in solchen Prozessen manifestieren. Die Losverfahren ermöglichten einen experimentellen Zugang zur Kulturförderung, der sowohl als Chance als auch als Herausforderung wahrgenommen wurde.

Das Projekt regt dazu an, über etablierte Förderstrukturen nachzudenken und neue Formen der Kooperation zwischen Kunst, Wirtschaft und Gesellschaft zu entwickeln.

Kontakt

Johanna Burk

Ernst-Boehe-Str. 6
67059 Ludwigshafen

+49 621 5203-569