Dimension: Vorerfahrungen & Vorkenntnisse von Studierenden
Jutta Rump; Imke Buß; Janina Kaiser; Melanie Schiedhelm; Petra Schorat-Waly
Eine der Diversitätsfaktoren, die im Lehralltag offensichtlich werden, sind die Vorerfahrungen und Vorkenntnisse von Studierenden. Diese ergeben sich u.a. aufgrund individueller bildungsbiographischer Verläufe und unterschiedlicher Lernerfahrungen. Gerade die individuellen Vorkenntnisse bezüglich der Fachinhalte und der (Selbst-)Lernkompetenzen können eine erhebliche Spannbreite aufweisen (Freitag et al. 2015). Praktische Vorerfahrungen von Studierenden können für die praxisnahe Lehre fruchtbar genutzt werden. Gleiches gilt ggf. für Erfahrungen von internationalen Studierenden. Insbesondere in der Studieneingangsphase sollte – auch aufgrund der unterschiedlichen Hochschulzugangsberechtigungen – zusätzlich auf die heterogenen Eingangsvoraussetzungen der Studierenden geachtet werden. Sind Studierende Studienpioniere oder sind sie in einem anderen Bildungssystem groß geworden? Haben sie und ihre Angehörigen unter Umständen keine oder nur wenige Erfahrungen mit den Anforderungen, Abläufen und angemessenen Verhaltensweisen im Studium? Auch diese Vorerfahrungen spielen bei der Planung des Studiums, dem Lernen und dem Umgang mit schwierigen oder neuen Situationen eine Rolle.
Insgesamt findet man zum Thema Vorkenntnisse bzw. Vorerfahrungen in der Literatur Informationen zu Studierendengruppen wie den beruflich Qualifizierten und zu den Studierenden, die bereits eine (Berufs-) Ausbildung bzw. ein Erststudium abgeschlossen haben (Freitag et al. 2015). Vorerfahrungen und Vorkenntnisse können jedoch nicht nur formal erworben werden, sondern auch aufgrund von berufspraktischen Erfahrungen (Berufserfahrung, Neben- und Aushilfsjobs etc.). Studierende mit spezifischem Erfahrungs- und Praxiswissen haben neben anderen Vorkenntnissen auch andere Ziele, Wünsche und Erwartungen an das Studium im Allgemeinen und an die Lehrveranstaltungen im Spezifischen (Freitag et. al. 2015). Die Studie von Grendel et al. (2014) zeigt, dass die Dauer und Relevanz der beruflichen Vorerfahrungen einen wichtigen Beitrag zur Vorhersage des Studienerfolgs leisten. Der Fokus liegt hier auf berufspraktischen Vorerfahrungen. Entscheidend für den Studienerfolg ist dabei nicht per se die fachliche Nähe, sondern vielmehr die Möglichkeit, berufliche Vorerfahrungen auch tatsächlich in das Studium und somit auch in die jeweilige Lehrveranstaltung einzubringen (ebd.).
Auch die Studieneingangsbefragung der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen (2015) zeigt, dass die Studierenden der Hochschule über verschiedene Formen der Hochschulzugangsberechtigung verfügen. 59% der Bachelorstudierenden an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen beginnen ihr Studium mit der allgemeinen Hochschulreife, wohingegen 33% ihre Hochschulzugangsberechtigung über die Fachhochschulreife erreicht haben. Ein vergleichsweise geringer Anteil nimmt sein Studium mit beruflicher Qualifizierung auf (6,6%). Dieser Wert ist im rheinlandpfalzweiten Hochschulvergleich als relativ hoch zu bewerten: die Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen steht hier an dritter Stelle. Erstsemesterstudierende wurden ebenfalls zu ihrer wöchentlichen Erwerbstätigkeit befragt. 75% der Studierenden gehen regelmäßig einer Erwerbstätigkeit nach, wobei sich diese je nach Studienfach im durchschnittlichen Umfang unterscheidet. Generell variieren somit auch die berufspraktischen Erfahrungen und Vorkenntnisse, die in die Lehre mit einfließen können.
Literatur
Freitag, K.; Buhr, R.; Danzeglocke, E.; Schröder, S.; Völk, D. (2015): Übergange gestalten. Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung erhöhen. Münster/New York: Waxmann.
Grendel, T.; Lübbe, H.; Haußmann, I. (2014): Effekte der Dauer und der Qualität berufspraktischer Vorerfahrungen auf den Studienerfolg beruflich Qualifizierter. In: Beiträge zur Hochschulforschung (36 (4)), S. 40–63.
Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen (2015): Studiengangsbefragung. Internes Dokument. Ludwigshafen am Rhein.
Zitation
Rump, Jutta; Buß, Imke; Kaiser, Janina; Schiedhelm, Melanie; Schorat-Waly, Petra (2017): Dimension: Vorerfahrungen & Vorkenntnisse von Studierenden. In: Rump, Jutta; Buß, Imke; Kaiser, Janina; Schiedhelm, Melanie; Schorat-Waly, Petra: Toolbox für gute Lehre in einer diversen Studierendenschaft. Arbeitspapiere der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Nr. 6. www.hwg-lu.de/arbeitspapiere
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