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Spektrum Heft 16 Oktober 2014

44 Lehre & Forschung Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars recherchierten die Geschichte und Situation der Tortenschachtel. Sie befragten Passantinnen und Passanten, sichteten Leserbriefe der Lokalzeitun- gen und durchstöberten Internetforen und -chats, um herauszufinden, welche Ideen und Wünsche die Stadtbewohner in Bezug auf die Nutzung des Gebäudes haben. Insgesamt gelang es den Studie- renden, mit über 150 Ludwigshafenern zu sprechen und eine Vielzahl von Wünschen und Ideen zu sam- meln. Bei der Recherche wurde schnell deutlich, dass die Tortenschachtel für viele Bürgerinnen und Bür- ger ein wichtiger Ort ist, ein Wahrzeichen, mit dem sie Erlebnisse und Erinnerungen verbinden. Dieser biographische und emotionale Bezug bildete die Grundlage dafür, dass sehr schnell zahlreiche Anre- gungen für die Nutzung dieses Gebäudes oder eines Neubaus genannt wurden. Die gesammelten Visionen und Ideen wurden von den Studierenden aufgenommen, diskutiert und durch eigene Ideen ergänzt. Schließlich wurde eine Auswahl der Ideen mit der Unterstützung des Lud- wigsburger Künstlers Peter Schmidt in Miniatur- Modelle umgesetzt und am 24. Juni 2014 der Lud- wigshafener Öffentlichkeit präsentiert. Aktion und Ausstellung in der Tortenschachtel Am 24. Juni fand die Aktion und Ausstellung mit dem Titel „Adios Tortenschachtel!?“ statt. Nach mehreren Gesprächen mit dem Eigentümer war klar, dass die Aktion in der Tortenschachtel stattfinden konnte. Hier war dann eine Ausstellung verschiede- ner Modelle zu sehen. Darüber hinaus konnten die Gäste weitere Ideen entwickeln und ausstellen und sich bei festlicher Musik, Kaffee und – natürlich – Torte von dem beeindruckenden Gebäude verab- schieden. Auf weißen Sockeln wurden die Modelle präsentiert. Die Varianten und Ansatzpunkte waren vielfältig: eine Stadtbibliothek, ein Tanztheater für Senioren, ein neuer Stadtrats-Plenarsaal, der Palmengarten TropiLU oder ein dreistöckiges Mehrgenerationen- hausprojekt. Auch eher skurrilere Ideen waren unter den Ausstellungsstücken wie das größte Bällchenbad der Welt oder ein Aquarium in der Tortenschachtel. In jedem Kunstwerk stecken Ideen und Wünsche, Anregungen und Visionen. Die Modelle spielen da- bei mit Erwartungen, Wünschen, Hoffnungen und machen Lust, das, was im Kleinen und oft sehr de- tailliert dargestellt ist, im Großen zu erleben. „Wir wollten keine perfekten Architekturmodelle präsen- tieren, sondern authentische Modelle zeigen, mit denen wir die Ideen und Visionen transportieren können“, beschreibt der Künstler Peter Schmidt den Ansatz der Ausstellung. Ein Beispiel dafür ist die Idee, das Gebäude als Tropenhaus umzufunktionie- ren. Die Studentinnen Lisa Schlode, Laura Weiser und Daniela Roßmayer beschreiben ihren Denkan- satz so: „Als kleine Oase mitten in der Stadt bietet ‚TropiLu‘ nach der Arbeit, zwischen den Vorlesun- gen oder einfach so Momente der Erholung (...)“ Der mit echten Pflanzen gestaltete Palmengarten, in dem von den Studierenden handbemalte Modellfigu- ren über Grünflächen flanieren oder am idyllischen Springbrunnen sitzen, lässt die Idee lebendig werden. Der ganz individuelle Stil der drei Studentinnen wird deutlich. Das liebevoll gestaltete Modell vermittelt dem Betrachter den Wunsch nach mehr Grün und mehr entspannten Orten an diesem zentralen Platz in der Ludwigshafener Innenstadt. In einem anderen Modell mit dem Titel „Willkom- men im Ludwigshafener Stadtrat“ stellen Ayse Temel und Sarah Eisenhofer ihre Idee der Neugestaltung des Plenarsaals vor. Als Gegenentwurf zur momen- tanen Architektur und damit einhergehenden Atmo- sphäre des Ludwigshafener Stadtratssaals, den die Studierenden als trist und unmodern beschreiben, entwerfen sie ein offenes, kommunikatives und mo- dernes Gebäude am zentralen Berliner Platz. Hier findet der Wunsch nach einer lebendigen, transpa- renten kommunalen Demokratie Ausdruck und regt die Besucher zum Nachdenken und Diskutieren an.

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