Blended-Learning
Imke Buß; Jutta Rump; Janina Kaiser; Melanie Schiedhelm; Petra Schorat-Waly
a) Beschreibung der Methode (gekürzte Fassung)
Im integrierten Modell sind Präsenzveranstaltungen und virtuelle Anteile außerhalb der Präsenz gleichwertig. Es handelt sich damit um Blended-Learning-Szenarien, bei denen sich
- Präsenz- und Onlinephasen abwechseln,
- synchron und asynchron gelernt wird,
- die Studierenden sowohl selbstgesteuert, individuell oder kollektiv, als auch rezeptiv vorgehen.
Wichtig ist dabei, die Lerngegenstände der Präsenz- und Onlinephasen entsprechend der Lernziele auszuwählen und die beiden Lernorte (online und präsenz) systematisch zu verbinden. Stehen die Onlinephasen ohne direkte Verknüpfung neben den Präsenzphasen, kann es zu einer geringen Akzeptanz und Nutzung kommen.
Wozu ist es gut?
Durch die Präsenz- und Onlinephasen können die Stärken beider Lernorte und die anderen virtuellen Vermittlungsmöglichkeiten optimal genutzt werden. Erfolgt die Wissensvermittlung oder -vertiefung online, so können die Studierenden zeit- und ortsunabhängig lernen und ihr Lerntempo selbst bestimmen. Hierdurch kann z.B. mehr Zeit in der Präsenzveranstaltung für kooperatives Lernen oder die diskursive Vertiefung und Analyse von Lerninhalten genutzt werden, was eine Stärke der Präsenzlehre darstellt.
Eine besondere Variante des Integrierten Modells stellt der „Inverted Classroom“ dar. Hier wird der überwiegende Teil der Wissensvermittlung in die Onlinephasen verlegt. Die Präsenzphasen werden zur Wissensvertiefung und diskursiven Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand zwischen Lehrenden und Studierenden genutzt.
Gruppengröße
Es gibt bei der Gruppengröße keine Limitationen, allerdings sind bei der Integration von Lehrendenfeedback (z.B. bei Aufgaben) oder bei dem Inverted Classroom kleine bis mittlere Gruppengrößen vorteilhaft.
Zeitaufwand
Die Ersterstellung und Überarbeitung der Materialien ist aufwendig. Liegen die Materialien vor, so ist der Aufwand nicht größer als bei einer Präsenzveranstaltung. Vielmehr erhöht sich die örtliche und zeitliche Flexibilität der Lehrenden, wenn ein Teil der Präsenzlehre durch virtuelle Lehre ersetzt wird.
Raumausstattung
Keine besonderen Anforderungen.
Material
Es wird i.d.R. Internet sowie der Zugang zur Lernplattform (z.B. OLAT) benötigt. Für den Lehrenden ist der Zugang zu Software für die Erstellung von Screencasts / Videos hilfreich.
b) Wie fördert & fordert das Blended Learning die folgenden Diversitätsdimensionen?
Fachliche Vorerfahrungen & Vorwissen
Über Onlineelemente (z.B. Umfrage) können die Vorerfahrungen oder durch einen Selbsttest der Wissensstand erfragt und reflektiert werden. In der Präsenzveranstaltung kann der oder die Lehrende die Erfahrungen in Form von Beispielen und Fällen einbinden oder bei der Wissensvermittlung durch erneutes Erklären berücksichtigen. In Onlinephasen können die Studierenden in ihrem eigenen Tempo lernen, sich dargebotene Materialien mehrmals ansehen oder fehlende Informationen recherchieren. Wenn Lehrende in den Onlinephasen Beratung anbieten oder sich Lerngruppen bilden, können Rückfragen der Studierenden auch zu diesen Zeiten berücksichtigt werden.
Kernkompetenz selbstständiges Arbeiten & Lernen
Die Kernkompetenz des selbständigen Arbeitens wird in der Onlinephase stark gefordert und gefördert, da hier die selbständige Organisation des eigenen Wissenserwerbs im Vordergrund steht. Der Grad der Selbststeuerung kann vom Lehrenden jedoch beeinflusst werden. Beispielsweise können zunächst steuernde Elemente in den Kurs eingebaut werden, wie zum Beispiel Aufgaben, Tests oder Sprechstunden. Dadurch kann insbesondere die Bedarfsbestimmung (Was soll ich lernen?) und die Evaluation der Lernergebnisse unterstützt werden. Eine Bindung der Aufgaben an bestimmte Stichtage oder Zeiträume kann den Grad der zeitlichen Selbststeuerung reduzieren bzw. unterstützen. Die Lernstrategien der Studierenden selbst werden durch die vorgeschlagenen Elemente angesprochen, können für Studierende jedoch eine Herausforderung darstellen. Die Reflexion der studentischen Lernstrategien (z.B. durch entsprechende Lernstrategietests & Beratung) kann die Studierenden in ihrem Lernmanagement unterstützen.
Studienmotivation
Gerade die Onlinephasen erfordern eine hohe Eigenmotivation und selbständiges Arbeiten. Für extrinsisch motivierte Studierende ist es wichtig, Ziele und To-Dos transparent zu machen und regelmäßige Rückmeldungen zum Lernfortschritt zu geben. Feedback kann zum einen virtuell und aber auch durch die Präsenzphasen ermöglicht werden. Intrinsisch Motivierte hingegen können Lerninhalte nach eigenem Interesse zusätzlich vertiefen und fokussieren. Insgesamt ist zu beachten, dass eine geringe intrinsische Motivation auch bei klassischer Präsenzlehre mit geringem Selbstlernen während des Semesters einhergeht.
Akademische & soziale Integration
Die soziale Integration der Studierenden wird insbesondere durch die Präsenzphasen dieser Methode gefördert, so dass die Zusammenarbeit der Studierenden forciert oder ermöglicht wird. Diese Zusammenarbeit kann – wenn auch schwieriger – auch in Onlinephasen durch das gemeinsame Erarbeiten von Aufgaben oder Peer-Feedback unterstützt werden. Die akademische Integration, also die persönliche und fachliche Interaktion mit den Lehrenden, wird in der Onlinephase durch das Stellen von Aufgaben (und Feedback hierzu), Sprechstunden oder andere Elemente mit Feedbackfunktion gefördert. Wird die Betreuung der Onlinephase durch solche individuellen Feedbacks gestaltet, kann die akademische Integration im Vergleich zur reinen Präsenzlehre sogar gesteigert werden (wenn dort kein individuelles Feedback vorgesehen ist).
Zeitliche & örtliche Restriktionen
Die zeitlichen und örtlichen Restriktionen sind sehr gering ausgeprägt, wenn die Präsenzzeit reduziert wird und zeit- und ortsunabhängig gelernt werden kann.
Literatur
Dittler, M.; Bachmann, G. (2005): Gestaltung von E-Learning Portalen als integraler Bestandteil der Hochschulentwicklung. In: D. Euler und S. Seufert (Hg.): E-Learning in Hochschulen und Bildungszentren. München: Oldenbourg Verlag.
Erpenbeck, J.; Sauter, S.; Sauter, W. (2015): E-Learning und Blended Learning. Selbstgesteuerte Lernprozesse zum Wissensaufbau und zur Qualifizierung. Wiesbaden: Gabler Verlag.
Gagné, R. M.; Briggs, L. J.; Wagner, W. W. (1992): Principles of instructional design. Fort Worth: Har-court Brace College Publishers.
Hochschule Esslingen (2014): E-Learning Szenarien (mit Moodle). Online verfügbar unter www.hs-esslingen.de/fileadmin/medien/einrichtungen/Didaktikzentrum/DZ-Impulse/7._DZ-Impuls_-_E-Learning-Szenarien.pdf.
Kerres, M. (2013): Mediendidaktik: Konzeption und Entwicklung mediengestützter Lernangebote. 4. Aufl. München: Oldenbourg Verlag.
Martsch, M.; Schultz, A. (2015): Entwicklung von Lernstrategien durch Blended Learning in der betrieblichen Ausbildung. In: bwp@ 10/2015 (28(1)), S. 1–22.
Pachner, A. (2009): Entwicklung und Förderung von selbst gesteuertem Lernen in Blended-Learning-Umgebungen. Münster: Waxmann Verlag.
Universität Paderborn (2012): Einführungsvideo PINGO. Online verfügbar unter youtu.be/KK22QMb0MFA.
Zitation
Buß, Imke; Rump, Jutta; Kaiser, Janina; Schiedhelm, Melanie; Schorat-Waly, Petra (2017): Blended-Learning – Integriertes Modell mit Wechsel zwischen Präsenz- und Onlinephasen. In: Rump, Jutta; Buß, Imke; Kaiser, Janina; Schiedhelm, Melanie; Schorat-Waly, Petra: Toolbox für gute Lehre in einer diversen Studierendenschaft. Arbeitspapiere der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Nr. 6. www.hwg-lu.de/arbeitspapiere
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