41 tung war eine ganze Zeit lang bei vielen Betrieben (aber auch bei Arbeitnehmern) sehr beliebt. Ich erinnere hier an die aktuelle Diskussion um die „Rente mit 67“ oder „Rente mit 63“. Inzwischen deutet sich innerhalb der deutschen Wirtschaft ein Umdenken an. Angesichts einer rasant knapper werdenden Zahl an Fachkräften gibt es spezifische Maßnahmen für ältere Ar- beitnehmer und auch das Altersbild von Unter- nehmern beziehungsweise dem Management insgesamt ändert sich (teilweise). Eine ganz andere ökonomische Perspektive ergibt sich, wenn man die Verteilung von Einkommen und Vermögen im Alter, also nach der Phase der Erwerbstätigkeit, betrachtet. Jetzt zeigen sich – noch deutlicher als vorher – massive sozial-öko- nomische Unterschiede zwischen verschiedenen sozialen Gruppen in derselben Altersspanne. Der Sozialhistoriker Hans-Ulrich Wehler hat dies ein- drücklich analysiert: „Die Generationen, die seit den späten 1980er Jahren ‚in Rente‘ gingen, hat- ten in ihrem Berufsleben das ‚Wirtschaftswunder‘ und die sich anschließende Wachstumsperiode erlebt, traten also als unbeschwerte Angehörige einer langlebigen Wohlstandsperiode in ihr Ren- tenalter ein. Für viele von ihnen schlossen sich noch lange Jahre in bescheidenem Wohlstand und auf Reisen an. Erst die drastische Renten- kürzung, die im Verlauf der nächsten Jahrzehnte bevorsteht, wird zu einem sehnsüchtigen Rück- blick auf die Vergangenheit der ‚goldenen‘ Jahre führen, in denen man ohne zusätzliche priva- te Vorsorge auskömmlich leben konnte.“ Es ist deutlich absehbar, dass die sozial-ökonomische Spaltung unserer Gesellschaft in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird. Zu erwarten ist, dass insbesondere ältere Frauen, die keine kontinuierliche Erwerbsbiografie als Beitrags- zahlerinnen in die Rentenversicherung vorweisen können, im Alter verstärkt durch Armut bedroht sein werden. Biologie und Medizin konzentrieren sich auf die Beschreibung und Erklärung von insgesamt nicht umkehrbaren Veränderungen auf unterschiedli- Mit dem Tag der Geburt beginnt bereits der Prozess des Alterns. chen Ebenen des Organismus. Die biologische Perspektive auf das Altern führt zunächst zu alterstypischen Veränderungen. Zugleich wird dies schnell mit typischen Alterserkrankungen verknüpft. Wichtig dabei ist der Faktor der Mul- timorbidität, also die Tatsache, dass vor allem ältere Menschen oftmals an mehreren Krank- heiten leiden. Neben den organischen Krankheiten spielen hier grundlegende psychische Veränderungen eine zunehmende Rolle. Im Alter steigt vor allem das Risiko des Auftretens einer Demenz. Gerade diese Erkrankung ist mit Vorstellungen von apoka- lyptischem Ausmaß verknüpft, wie Thomas Klie hervorhebt. Als Professor für Pflegewissenschaft (und Pflege- pädagogik) betone ich: Alter ist keine Krankheit. Aber die Gefahr, krank zu werden, steigt mit zu- nehmendem Alter. Und die Zahl der alten Men- schen in unserer Gesellschaft steigt. Konsequenz: Es steigt auch die Zahl derjenigen Menschen, die auf verschiedene Hilfen und auf Pflege ange- wiesen sind. Nach übereinstimmenden Untersu- chungen lässt sich ein deutliches Ansteigen der Anzahl pflegebedürftiger Menschen in den nächs- ten Jahrzehnten prognostizieren. Der Bedarf an